Der Pflegekräftemangel ist in aller Munde. Vielerorts bleiben Stellen unbesetzt, was dazu führt, dass trotz leerer Zimmer keine Bewohner aufgenommen werden können. Zeitweise müssen ganze Wohnbereiche geschlossen werden. Um dem entgegenzuwirken, greifen manche Anbieter auf Leiharbeit zurück. Nach Ansicht von Korian Deutschland leidet durch den Einsatz von Zeitarbeitern die Qualität. Aus diesem Grund will das Unternehmen bis Ende des Jahres keine externen Personaldienstleister mehr einsetzen.
„Eine faire und leistungsgerechte Bezahlung ist Voraussetzung für die Mitarbeitergewinnung. Um gute Pflegekräfte jedoch langfristig halten können, sind zusätzlich auch qualitativ gute Arbeitsbedingungen entscheidend. Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass die Arbeit auch langfristig Freude bereitet“, weiß Christian Gharieb, Leiter Operations bei Korian Deutschland. „Fortbildungen, gut qualifizierte Führungskräfte oder fachliche und persönliche Weiterentwicklung schlagen sich nicht in Tariftabellen nieder. Sie kosten aber Geld und sind eine Investition in engagierte und motivierte Mitarbeiter, die in vollem Umfang dem Bewohner zu Gute kommt.“
Tanja Feucht, Einrichtungsleitung im Haus Wolfstein musste bei ihrem früheren Arbeitgeber die Ausbildung zur Sozialwirtin auf eigene Kosten und in ihrer Freizeit absolvieren. Nach erfolgreichem Abschluss sah sie dort keine Zukunft und kam nach über 20 Jahren bei gemeinnützigen Trägern, zu Korian. Seit fast drei Jahren leitet sie nun die moderne Einrichtung, die 133 Bewohnern ein Zuhause bietet.
„Zufriedene Bewohner erhält man durch zufriedene Pflegekräfte“, sagt Feucht. Deshalb wird bei uns großen Wert auf die Ausbildung und die individuelle Mitarbeiterförderung gelegt. „Bei uns spielt es keine Rolle, welcher Konfession man angehört, ob man verheiratet oder geschieden ist – jeder erhält eine Chance“.
Derzeit befinden sich im Haus Wolfstein sechs Pflegefachkräfte in der Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft, zwei zum Praxisanleiter, einer zur Wohnbereichsleitung und eine zur Pflegedienstleitung. Die Kosten für eine Weiterbildung liegen zwischen 1.500 und 5.900 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für Freistellung sowie Fahrt- und Übernachtungskosten. Umso mehr ärgert sie die derzeitige Tarifdebatte und die Gerüchte über schlechte Bezahlung. „Wir zahlen sehr gut und verzichten auf den Einsatz von Leiharbeit“, so Feucht.
Im Büro von Jennifer Wittmann klingelt das Telefon. „Klar, ich komme sofort, bleib bei der Bewohnerin, bis ich da bin.“ Sie bittet freundlich, aber bestimmt um Verständnis und steht auf. „Ein Notfall – ich werde auf dem Wohnbereich gebraucht“. Routine bei der Arbeit hat sie mit ihren jungen Jahren bereits genug, aber das Schöne an Ihrer Arbeit sei die Abwechslung. Kein Tag sei wie der andere, hat sie gerade noch gesagt. „Man darf natürlich nicht in Panik geraten, die Mitarbeiter vertrauen darauf, dass ich den Überblick behalte. Deshalb muss ich Ruhe und Besonnenheit ausstrahlen“, lächelt sie und läuft leichtfüßig die Treppe zum Wohnbereich hinauf.
Autor: Tanja Müller
Einrichtungsleitung Tanja Feucht (links) bei der morgentlichen Besprechung mit Pflegedienstleitung Jennifer Wittmann (rechts)