Lecanemab: Neues Medikament gegen Alzheimer

04.06.2025

7 Minuten Lesedauer

Lecanemab: Neues Medikament gegen Alzheimer

Bei der Alzheimer-Krankheit sterben nach und nach Gehirnzellen ab. Erkrankte Menschen leiden dementsprechend unter Beeinträchtigungen wie Erinnerungslücken, Sprachschwierigkeiten, Orientierungslosigkeit, Wesensveränderungen und schließlich Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit.

Für die Alzheimer-Krankheit gibt es keine Heilung. Es existieren aber eine ganze Reihe von Therapien, die darauf abzielen, die geistige Fähigkeiten und die Alltagskompetenz der Betroffenen möglichst lange zu erhalten. Sie behandeln also die Symptome der Krankheit, nicht die ursächlichen Prozesse im Gehirn. Mit dem Wirkstoff Lecanemab gibt es jetzt erstmals eine Therapie, die den eigentlichen Krankheitsprozess verlangsamt. In einer sogenannten Phase-3-Studie mit 1795 Probandinnen und Probanden konnte der Wirkstoff den Krankheitsverlauf um etwa 30 Prozent verzögern. Allerdings kommt die Behandlung nicht für alle Betroffenen infrage. Dennoch ist es ein Hoffnungsschimmer.

Neubildung von Ablagerungen im Gehirn verringern

Lecanemab wurde von Pharmaunternehmen aus Japan und den USA entwickelt und Anfang 2023 in Nordamerika zugelassen. Am 15. April 2025 erteilte auch die Europäische Union die Zulassung. Streng genommen heißt der Wirkstoff Lecanemab, der Handelsname des Medikamentes lautet Leqembi. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist Lecanemab der erste zugelassene Wirkstoff, der nachweislich den Krankheitsprozess im Gehirn verlangsamt, in dem er die Neubildung von Ablagerungen im Gehirn verringert.

Wie wirkt Lecanemab?

Im Gehirn von Alzheimerkranken ist zu beobachten, dass sich zwei Proteine bilden: Das Protein Tau stört die Verbindung innerhalb von Nervenzellen, das Protein Beta-Amyloid stört die Interaktion zwischen den Zellen. Ob diese Proteine ursächlich für die Krankheit sind, ist noch nicht bekannt. Fest steht aber, dass sie dazu führen, dass schließlich Nervenzellen absterben.

Der Wirkstoff Lecanemab ist ein sogenannter Antikörper-Wirkstoff, der gezielt eine Vorstufe des Beta-Amyloid-Proteins erkennt und bindet. Dadurch wird das körpereigene Immunsystem aktiviert: Das Immunsystem hilft dabei, das Protein abzubauen beziehungsweise seine Neubildung zu verhindern.

Wie profitieren Erkrankte von Lecanemab?

Indem der Wirkstoff die Bildung des Beta-Amyloid-Proteins im Gehirn von Alzheimerkranken abbremst, verlangsamt er im Idealfall auch das Fortschreiten kognitiver Beeinträchtigungen. Eine Phase-3-Studie unter 1795 Personen hat 2022 ergeben, dass bei Patient:innen, die Lecanemab erhalten haben, die Krankheit um etwa 30 Prozent langsamer voranschritt als bei der entsprechenden Kontrollgruppe.

Was ist Alzheimer?

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Für wen ist Lecanemab geeignet?

Lecanemab kommt nur für einen sehr kleinen Teil der Alzheimerkranken infrage, einige Quellen sprechen sogar nur von einem Prozent. Es eignet sich nur für Erkrankte in einem frühen Stadium mit geringen Einschränkungen in der geistigen Leistungsfähigkeit, bei denen krankhafte Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachgewiesen sind.

Da das Medikament außerdem das Risiko für Hirnblutungen erhöht, sind zwei Gruppen von der Behandlung ausgeschlossen: Zum einen diejenigen, die Gerinnungshemmer einnehmen, zum anderen solche Menschen, die aufgrund genetischer Voraussetzungen ein erhöhtes Risiko für Hirnblutungen haben (weil sie zwei Kopien des ApoE4-Gens tragen). Deswegen muss auch vor der Behandlung ein Gentest durchgeführt werden.

Einnahmen und Nebenwirkungen von Lecanemab

Das Medikament Leqembi wird als Infusion per Tropf in die Vene verabreicht. Daneben Kopfschmerzen auch Schwellungen und Blutungen im Gehirn als Nebenwirkungen möglich sind, werden vor und eventuell auch während der Behandlung MRT-Untersuchungen durchgeführt, um das Gehirn zu kontrollieren. Dadurch wird die Behandlung sehr aufwändig. Aktuell ist noch unklar, wie die Therapie finanziert werden soll. Aufgrund der Zulassung des Wirkstoffs erstatten die Krankenkassen das Medikament – aber nicht das ganze Drumherum, also z. B. die Diagnosestellung, Durchführung der Therapie oder Kontrolluntersuchungen

Ebenfalls auf das Beta-Amyloid-Protein wirkt übrigens der Wirkstoff Donanemab. Dieser ist in den USA, Japan, China und Großbritannien zu gelassen, für die EU hat sich jedoch der Expertenrat der Europäischen Arzneimittelkommission (EMA) im März 2025 gegen eine Zulassung ausgesprochen.

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Zuletzt Aktualisiert am: 06.06.2025

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