Pflege bei Diabetes – Tipps für pflegende Angehörige

18.08.2025

11 Minuten Lesedauer

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Diabetes mellitus gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. In Deutschland sind aktuell rund elf Millionen Menschen davon betroffen. Betroffene und Pflegende stellt dies vor Herausforderungen. Tipps für den Pflegealltag bei Diabetes.

Pflege bei Diabetes – ein Überblick

An erster Stelle sollte stets ein gründlicher Blick auf die individuelle Situation der von Diabetes betroffenen Person stehen. Dabei gilt es Alter, Krankheitsverlauf, Therapieform, Begleiterkrankungen und persönliche Lebensumstände zu berücksichtigen. Pflegende übernehmen dabei nicht nur körperliche Hilfen, sondern auch die Aufgabe, Betroffene im Alltag zu begleiten, zu schulen und zu motivieren – immer mit dem Ziel, Selbstständigkeit so weit wie möglich zu erhalten.

Schulungsangebote wahrnehmen

Je nach Ausprägung der Erkrankung ist bei der Betreuung von Diabetes-Patient:innen ein umfangreiches Wissen über den Umgang mit der Krankheit erforderlich. Übernehmen Angehörige oder professionelle Pflegekräfte Teile der Therapie, sollten sie dafür gezielt geschult sein. Für Angehörige von Diabetes-Patient:innen gibt es vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe ein spezielles Schulungsprogramm. Neben diabetesbezogenem Wissen und Fertigkeiten, wie z.B. den Gebrauch einer Glukagonspritze oder das Schätzen von KE-Einheiten, werden auch psychosoziale Strategien vermittelt, die vor allem in Konfliktsituationen hilfreich sein können.

Pflege bei Diabetes – darauf kommt es an

Da Pflege bei Diabetes überwiegend ältere Personen betrifft, gibt es einige allgemeine Themen, die für pflegende Angehörige besonders relevant sind.

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Regelmäßige Blutzuckerkontrolle bei Diabetes

Regelmäßige Blutzuckermessungen sind in der Regel ein wichtiger Bestandteil des Diabetes-Managements. Pflegende Angehörige sollten besonderen darauf achten, dass Messgeräte korrekt bedient werden, Werte sorgfältig dokumentieren und auf Abweichungen reagieren. Besondere Aufmerksamkeit ist bei Menschen geboten, die Insulin spritzen oder spezielle blutzuckersenkende Tabletten wie z. B. Sulfonylharnstoffe nehmen. Unterzuckerungen (Hypoglykämien) oder Überzuckerungen (Hyperglykämien) müssen schnell erkannt und behandelt werden.

Prävention des diabetischen Fußsyndroms

Unter dem diabetischen Fußsyndrom versteht man sämtliche krankhaften Veränderungen an den Füßen, die im Zusammenhang mit einem bestehenden Diabetes auftreten. Dazu zählen etwa Wunden, Infektionen oder Durchblutungsstörungen. Statistisch gesehen entwickelt jede fünfte bis dritte Person mit Diabetes im Laufe des Lebens eine solche Problematik – oft mit erheblichem Behandlungsbedarf.

Menschen mit Diabetes sollten ihre Füße mindestens einmal pro Jahr ärztlich untersuchen lassen. Besteht jedoch ein erhöhtes Risiko – etwa durch Nervenschäden oder Durchblutungsstörungen – sind kürzere Kontrollabstände sinnvoll, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Vorbeugend ist darüber hinaus vor allem eine gründliche Fußpflege ratsam. Dazu gehört:

  • Tägliche Kontrolle der Füße nach Druckstellen, Verhornungen, Wunden etc.
  • Tägliche Fußwäsche für maximal drei Minuten in circa 37-38 Grad warmen Wasser mit einer milden, rückfettenden Waschlotion
  • Füße richtig trocknen: Tupfen statt rubbeln
  • Einmal die Woche die Hornhaut entfernen (z. B. mit einem Bimsstein) – während oder nach dem Fußbad oder unter fließendem Wasser beim Duschen. Bei Unsicherheit lieber zu einer podologischen Praxis gehen!
  • Fußnägel ein- bis zweimal pro Woche mit einer Nagelfeile kürzen – am besten gerade und nicht rund, sonst wachsen sie leicht ein.
  • Trockene Füße regelmäßig eincremen. Hierfür eignen sich insbesondere Produkte mit Harnstoff. Am besten in Apotheke oder podologischer Praxis beraten lassen.
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Bewegungsförderung und Sturzvorbeugung

Sofern Menschen mit Diabetes noch in der Lage sind, sich selbständig zu bewegen, ist es ratsam mit ihnen neben Ausdauer und Kraft gezielt auch Geschicklichkeit, Reaktionsfähigkeit, Koordination, Gelenkigkeit und Beweglichkeit zu trainieren. So lässt sich das Risiko für Stürze wirksam senken. Geeignete Bewegungsformen sind beispielsweise Yoga, Pilates, Qigong, Tai-Chi oder regelmäßige Dehnübungen.
Das Vorbeugen von Stürzen ist besonders wichtig. Stolperfallen in der eigenen Wohnung wie zum Beispiel rutschige Teppiche gilt es, zu identifizieren und zu beseitigen. Die pflegebedürftige Person sollte außerdem mit passendem Schuhwerk, vor allem bei diabetischem Fuß, und gegebenenfalls mit einer geeigneten Brille und eventuell mit einer Gehhilfe versorgt sein.

Multimedikation regelmäßig überprüfen

Viele ältere Menschen leben mit mehreren chronischen Erkrankungen, die jeweils eine eigene medikamentöse Behandlung erfordern. Nicht selten summiert sich das auf mehrere verschiedene Präparate, die täglich eingenommen werden müssen. In diesem Fall spricht man von „Multimedikation“. Je mehr Medikamente gleichzeitig eingenommen werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit oder Benommenheit. Außerdem fällt es vielen Betroffenen schwer, die komplexe Therapie mit mehreren Präparaten konsequent einzuhalten.

Tipp

Neben einer Überprüfung durch die hausärztliche Praxis, ob alle Medikamente nach wie vor notwendig sind, ist auch ein Medikationsplan sehr hilfreich. Er gibt Orientierung und kann zum Beispiel bei einem Krankenhausaufenthalt von Vorteil sein.

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Pflege bei Diabetes – ein Fazit

Für Angehörige ist die Pflege von Menschen mit Diabetes eine Herausforderung. Um dafür gerüstet zu sein, ist es ratsam, auf Unterstützungsangebot zur Schulung zurückzugreifen. Neben der Kenntnis der wichtigsten „Pflegemaßnahmen“ bei Diabetes ist auch die psychische Komponente wichtig. Zuhören und Verständnis, für die Situation der Erkrankten zu zeigen, kann oft schon ein wichtiger Schritt sein. Treten depressive Störungen auf, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Warum ist individuelle Einschätzung so wichtig in der Pflege bei Diabetes?

Jede Erkrankung ist einzigartig – Alter, Verlauf, Therapie, Begleiterkrankungen und persönliche Lebensumstände beeinflussen die Pflegeanforderungen. Angehörige übernehmen nicht nur körperliche, sondern auch emotionale und motivierende Rollen zur Förderung der Selbstständigkeit.

2. Welche Schulungsangebote stehen pflegenden Angehörigen offen?

Speziell ausgebildete Programme, z. B. vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe, vermitteln:

  • den Umgang mit Glukagon-Spritzen,
  • das Schätzen von KE-Einheiten,
  • psychosoziale Strategien für Konfliktsituationen.
3. Warum sind regelmäßige Blutzuckermessungen wichtig?

Regelmäßige Messungen ermöglichen:

  • die korrekte Bedienung der Messgeräte,
  • sorgfältige Dokumentation,
  • rechtzeitige Reaktion bei Hypo- oder Hyperglykämien (Über- und Unterzucker),
    insbesondere bei Insulin- oder sulfonylharnstoffgestützter Therapie.

 

4. Welche Rolle spielt die Prävention des diabetischen Fußsyndroms?

Statistisch gesehen entwickelt jede fünfte bis dritte Person mit Diabetes im Laufe des Lebens krankhafte Veränderungen an den Füßen. Menschen mit Diabetes sollten ihre Füße deshalb regelmäßig ärztlich untersuchen lassen. Vorbeugend ist darüber hinaus vor allem eine gründliche Fußpflege ratsam.

5. Was sollte man bei Multimedikation beachten?

Viele Senior:innen nehmen mehrere Medikamente, was Nebenwirkungen und Therapieversagen verstärken kann. Ein ärztlicher Check, ob alle wirkstofflich notwendig sind, sowie ein klar strukturierter Medikationsplan helfen enorm.

6. Wie wichtig ist Ernährung bei Typ-2-Diabetes?

Eine ausgewogene Ernährung ist Grundlage der nicht medikamentösen Therapie – gemeinsam mit Bewegung, Gewichtsreduktion und Schulung.

Empfehlenswert sind:

    • frisches Gemüse, ballaststoffreiche Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte,
    • zuckerreduzierte Obstsorten (z. B. Beeren),
    • pflanzliche Fette (z. B. Oliven- und Rapsöl, Nüsse),
    • mäßige Fett- und Eiweißzufuhr, abhängig von der Nierenfunktion,
    • täglich 30–40 g Ballaststoffe,
    • wenig Zucker, besonders in Getränken,
    • möglichst kein oder nur moderater Alkoholkonsum.
7. Welches Ernährungsmodell bei Diabetes ist ideal?

Es gibt keine „Diabetes-Diät“.

Wichtig ist:

  • persönliche Vorlieben,
  • gesundheitliche Voraussetzungen,
  • abgestimmte Beratung mit Ernährungsfachkräften oder Ärzt:innen.

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Zuletzt Aktualisiert am: 27.08.2025

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