Ratgeber – Korian Deutschland https://www.korian.de Bei Korian sind Sie bestens umsorgt Tue, 29 Apr 2025 10:32:03 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 /favicon.ico Ratgeber – Korian Deutschland https://www.korian.de 32 32 Was ist Gewalt in der Pflege? https://www.korian.de/ratgeber-magazin/was-ist-gewalt-in-der-pflege/ Mon, 28 Apr 2025 07:01:05 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=57398

Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen, aber auch gegenüber Pflegenden gehört leider zum Pflegealltag in Deutschland. Gewalt kann sichtbar und unsichtbar sein. Hier erfahren Sie, auf welche Anzeichen Sie achten können und wie Sie Gewalt in der Pflege vorbeugen können.

Was ist überhaupt Gewalt?

Was ein Mensch als Gewalt empfindet, hängt davon ab, wie er aufgewachsen ist, welche persönlichen Erfahrungen und kulturellen Einflüsse ihn geprägt haben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gewalt als „absichtlichen Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichen Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft“. Einfach gesagt: Gewalt geschieht dann, wenn jemand andere Menschen verletzt oder ihnen Schaden zufügt. Das kann körperlich sein, aber auch psychisch, etwa durch Bedrohungen oder Beleidigungen. Gewalt geschieht täglich, in allen gesellschaftlichen Schichten und überall: im öffentlichen Raum, zu Hause, in der Schule, am Arbeitsplatz – oder in Pflegeeinrichtungen.

Welche Formen von Gewalt gibt es?

Gewalt hat viele Gesichter. Sie kann sichtbar sein oder unsichtbar, mit Worten, Gesten oder Taten, versteckt oder offen ausgeübt werden. Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, erleben in ihrem Alltag häufig Gewalt. Doch auch umgekehrt werden Pflegende häufig Opfer von herausforderndem Verhalten. Nicht immer geschieht dies böswillig, sondern oft auch versehentlich oder unbewusst. Die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) unterscheidet fünf Gewaltformen in der Pflege:

Körperliche Gewalt

Die Bandbreite reicht von der Ohrfeige über Kneifen, grobes  Anfassen, Schütteln, an den Haaren ziehen, Kratzen, Schlagen, Treten, Würgen, Verbrennungen, Verätzungen bis zu Angriffen mit Messern, Waffen oder anderen Gegenständen – meist mit sichtbaren Folgen: Blutergüssen, Wunden, Knochenbrüchen. Pflegebedürftigen Personen gegenüber kann sich körperliche Gewalt auch anders äußern: zum Beispiel indem sie zum Essen oder Trinken gezwungen werden, indem sie zu heiß oder zu kalt gewaschen werden oder absichtlich unbequem in den Sessel gesetzt oder ins Bett gelegt werden.

Psychische Gewalt

Viele denken bei Gewalt an Schläge, dabei kann sie auch über Worte oder Handlungen erfolgen. Anschreien, Bedrohungen, Erniedrigungen, Beleidigungen und Demütigungen, das Erzeugen von Schuldgefühlen – all das sind Angriffe auf die Gefühle, Gedanken und das Selbstwertgefühl eines Menschen. Auch Bevormundung kann eine Form seelischer Gewalt sein, etwa wenn soziale Kontakte verwehrt oder erzwungen werden oder über den Tagesablauf oder die Beschäftigung entschieden wird. Psychische Gewalt ist für Betroffene und Außenstehende oft schwer erkennbar. Denn sie hinterlässt keine sichtbaren Wunden oder blaue Flecken, sondern Verletzungen der Seele. Pflegebedürftige können psychische Gewalt nicht nur durch verbale Äußerungen erfahren, sondern auch durch das Gegenteil: wenn ihre Wünsche ignoriert oder bagatellisiert werden oder sie missachtet werden.

Vernachlässigung

Gewalt kann auch stattfinden, wenn etwas nicht getan wird: wenn Menschen, die auf fremde Hilfe angewiesen sind, lange auf Hilfe warten müssen, ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse ignoriert werden, sie medizinisch und hygienisch nicht ausreichend versorgt werden oder gar zu wenig Essen oder Flüssigkeit erhalten. Viele Betroffene schweigen über die Vorfälle, da sie Angst haben, dass sich ihre Situation noch weiter verschlechtert oder die vertraute Person ihnen durch den „Verrat“ die Liebe entzieht.

Intime Übergriffe

Sexualisierte Gewalt beginnt nicht erst bei einer Vergewaltigung, sondern bereits bei sexuellen Andeutungen, unerwünschten Berührungen oder bei der Verletzung des Schamgefühls. Im Pflegealltag kann das zum Beispiel bedeuten, eine pflegebedürftige Person nach dem Waschen unangemessen lange nackt zu lassen. Sexualisierte Gewalt kann von der pflegebedürftigen Person selbst oder von Pflegepersonen ausgehen. Sexualisierte Gewalt ist die wohl am stärksten versteckte Form von Gewalt: Die meisten Vorfälle ereignen sich im Verborgenen.

Freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM)

Dazu zählt das Fixieren mit Gurten, Bettgitter, das Entziehen von Hilfsmitteln (Gehstock, Rollator, Schuhe), das Einsperren in einem Raum, aber auch die Ruhigstellung mit nicht verschriebenen Medikamenten. Solche Maßnahmen dürfen nur eingesetzt werden, wenn die betroffene Person, die gesetzliche Betreuung oder der behandelnde Arzt schriftlich zugestimmt hat.

Finanzielle Gewalt

Gerade ältere und pflegebedürftige Menschen werden aufgrund ihrer verletzlichen Situation häufig Opfer finanzieller Ausbeutung: Mal verschwinden Bargeld oder Wertgegenstände, mal wird jemand zu Geldgeschenken überredet oder Kontoauszüge werden ungefragt eingesehen. Auch wenn Informationen über die eigenen Finanzen vorenthalten werden, eine Unterschrift auf einer Vollmacht erschlichen oder im schlimmsten Fall über persönliches Vermögen verfügt wird, spricht man von finanzieller oder ökonomischer Gewalt.

Wie erkennt man Gewalt in der Pflege?

Äußere Anzeichen

Vorweg: Viele hier beschriebenen Anzeichen können auch bei sehr guter Versorgung auftreten und ganz andere Gründe haben. Trotzdem empfiehlt es sich, bei folgenden Signalen aufmerksam zu sein:

  • Unerklärliche Verletzungen (z. B. Blutergüsse, Prellungen, Kratzer, Verbrennungen) oder widersprüchliche Erklärungen für Verletzungen
  • Nicht adäquat behandelte medizinische Probleme
  • Schlechte Körperhygiene, starker Körper- und Uringeruch
  • Gewichtsverlust oder Dehydratation ohne ersichtlichen Grund
  • Schmutzige Kleidung
  • Unsaubere, verwahrloste Wohnung
  • Medikamente werden nicht ordnungsgemäß verabreicht oder ärztliche Anweisungen werden nicht befolgt
  • Wenn regelmäßig Geld oder Wertgegenstände wie Schmuck verschwinden
  • Wenn unerklärliche Abhebungen vom Bankkonto getätigt werden oder das Konto plötzlich geändert wird
  • Wenn ungewöhnliche finanzielle Transaktionen stattfinden, insbesondere wenn sie ohne Einwilligung des Pflegebedürftigen erfolgen

Änderungen im Verhalten

Plötzliche Veränderungen im Verhalten oder der Stimmung können Hinweise auf Gewaltanwendung sein:

  • Ängstlichkeit, Nervosität, Aufgewühlt sein
  • Sprachlosigkeit
  • Teilnahmslosigkeit
  • Aggressivität oder abwehrendes Verhalten bei der Pflege
  • Änderungen im Ess- oder Schlafverhalten
  • Traurigkeit
  • Vermeidung von Kontakt mit bestimmten Pflegepersonen oder Einrichtungen.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Anzeichen nicht unbedingt auf Gewalt in der Pflege hinweisen, sondern auch andere Ursachen haben können. Dennoch ist es wichtig, bei Verdacht auf Missbrauch oder Vernachlässigung angemessene Maßnahmen zu ergreifen.

Hinschauen – Laut sein – Hilfe holen

Wenn Sie auf Gewalt aufmerksam geworden sind, finden Sie Hilfe an verschiedenen Stellen. Haben Sie keine Scheu, andere Personen anzusprechen. Über unser Hinweisgeber-Meldesystem gibt es die Möglichkeit, anonym auf Vorfälle hinzuweisen.

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Wie kommt es zur Gewalt in der Pflege?

Gewalt in der Pflege ist oft das Ergebnis einer Kombination mehrerer Faktoren ist. Die häufigsten sind:

Überforderung und Überlastung

Pflegende Angehörige und Pflegepersonal stehen oft unter enormem Druck. Die hohe Verantwortung, kombiniert mit Zeitdruck und oft unzureichenden Ressourcen kann zu Stress, Erschöpfung und schließlich zu aggressivem Verhalten und ungewollter Gewalt führen. Die pflegebedürftigen Personen vernachlässigen dabei oft ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen, was zu einer weiteren Verschärfung der Situation führen kann – ein Teufelskreis.

Mangelnde Ausbildung und Kompetenz

Pflegende Personen benötigen angemessene Schulung und Unterstützung, um auf herausfordernde Situationen oder Pflegebedürftige mit herausforderndem oder aggressivem Verhalten angemessen zu reagieren. Fehlt das Wissen, wie man damit fachgerecht umgeht, führt das oft ebenfalls zu aggressivem Verhalten.

Persönliche Verfassung

Manchmal führen persönliche Probleme oder Belastungen, etwa Konflikte in der Familie, eine Trennung oder ungelöste Traumata dazu, dass Pflegekräfte ihre Frustrationen unangemessen an den betreuten Personen auslassen.

Kognitive Beeinträchtigungen der Pflegebedürftigen

Einige Patient:innen in Pflegeeinrichtungen leiden unter kognitiven Beeinträchtigungen wie Demenz oder Alzheimer. Diese Erkrankungen können zu Verwirrung, Aggression und gewalttätigem Verhalten führen, insbesondere wenn die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person nicht angemessen erfüllt werden. Auch Hilflosigkeit, eine eingeschränkte Handlungs- oder Kommunikationsfähigkeit, die dazu führt, dass Bedürfnisse nicht artikuliert und somit befriedigt werden können, kann zu Frustrationen und Gewalt von Pflegebedürftigen führen. Um die Motive zu erkennen und zu verstehen, erfordert es einer hohen Sensibilität und spezieller Schulungen.

Wie häufig kommt es zu Gewalt in der Pflege?

Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen, aber auch gegenüber Pflegenden zählt leider zum Pflegealltag in Deutschland. Im Rahmen eines groß angelegten Projekts verschiedener Universitäten zur Gewaltprävention in der Pflege (peko-gegen-gewalt.de) gaben in einer Befragung 90 Prozent aller Pflegekräfte an, sie hätten innerhalb eines Jahres Gewalterfahrungen im Pflegealltag erlebt. Nur 60 bis 80 Prozent sagten an, sie hätten selbst Gewalt ausgeübt oder bei Kollegen beobachtet.

Eine Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) von 2017, die die Gewalt in der stationären Langzeitpflege untersuchte, kam jedoch zu folgenden Ergebnissen: Zu den häufigsten Gewaltformen in der Pflege zählen demnach

  • Verbale Aggresivität (80 % der Befragten)
  • Vernachlässigung (58 %)
  • Körperliche Gewalt (46 %)
  • Freiheitsentziehende Maßnahmen (34 %)
  • Finanzieller Missbrauch (21 %)

Folgen von Gewalt in der Pflege

Alle Formen von Gewalt können weitreichende physische und psychische Folgen für die Betroffenen haben. Neben körperlichen Verletzungen, die bis hin zu schweren gesundheitlichen Schäden und Krankenhausaufenthalten führen können, kann es zu psychischen Folgen wie Stress, Nervosität, Depressionen und Schlafproblemen kommen bis hin zu emotionalen Traumata. Generell führt Gewalt zu einem Vertrauensverlust, was die Beziehung von Pflegekräften und Pflegebedürftigen und somit die Qualität der Pflege dauerhaft beeinträchtigt. Bei Pflegebedürftigen kann es durch Gewaltanwendung zur Verschlechterung ihres Gesundheitszustands kommen, bei Pflegenden zu Arbeitsunzufriedenheit bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Für Pflegeeinrichtungen ist Gewalt ein großes Thema, da sie nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch um den Ruf der Einrichtung fürchten müssen, sowie mit einer hohen Mitarbeiterfluktuation.

Wie lässt sich Gewalt vermeiden?

Vorweg: Die eine, allgemeingültige Methode, um Gewalt in der Pflege zu vermeiden, gibt es nicht. So unterschiedlich die Gewaltformen und Ursachen dafür sind, so vielseitig sollten auch Präventionsmaßnahmen gestaltet sein.

Grundsätzliche Maßnahmen zur Prävention

Sensibilisierung

Ist es Gewalt, wenn jemand lange auf Hilfe warten muss? Wenn jemand zum Essen oder Trinken genötigt wird? Nur wer Gewalt in der Pflege als solche wahrnimmt, die verschiedenen Formen und Anzeichen erkennt, kann auch eingreifen. Das gilt besonders für Pflegekräfte, pflegende Angehörige, Ehrenamtliche, aber auch für Pflegebedürftige selbst.

Kompetenzentwicklung

Pflegekräfte müssen in der Lage sein, Anzeichen von Gewalt zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Schulungen zu Themen wie Konfliktlösung, Deeskalationstechniken, Kommunikationsfähigkeiten und Stressmanagement sind unerlässlich. Auch Weiterbildungsprogramme für den Umgang mit speziellen Herausforderungen wie Demenz helfen dabei, Gewalt zu minimieren. Kranken- und Pflegekassen und Sozialträgerverbände bieten pflegenden Angehörigen kostenfrei Kurse zu bestimmten Themen an – in Präsenz oder online.

Entlastung

Die Überlastung von pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften kann zu problematischem und aggressivem Verhalten führen. Daher spielen sowohl die effektive Entlastung der Pflegenden als auch die rechtzeitige Erkennung von Anzeichen für Überlastung eine wichtige Rolle. Pflegende sollten dazu ermutigt werden, auf ihre eigene physische und emotionale Gesundheit zu achten. Pausen, Erholungszeiten und Zugang zu Unterstützungsangeboten sind wichtig. Privat Pflegende sollten Entlastungsangebote wie Tagespflege, Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege nutzen, um sich zu regenerieren.

Wie kann ich selbst Gewalt akut vermeiden?

Wut und Ärger sind natürliche Gefühle, sie sind ein Warnsignal und sagen uns: Hier tut mir etwas nicht gut. Solche Gefühle lassen sich nicht unterdrücken – sehr wohl aber der Umgang mit ihnen lernen. Wut ist eine Energie, die im schlechtesten Fall ihr Ventil in Gewalt findet. Im besten Fall kann man sie zu nutzen, um die Situation bzw. das Ärgernis zu ändern.

Das können Sie tun, wenn bei Ihnen selbst Aggressionen entstehen

  • Nehmen Sie die Wut wahr, aber versuchen Sie, ruhig zu bleiben.
  • Wenn möglich: Ändern Sie etwas an der auslösenden Situation.
  • Wenn nicht: Verlassen Sie für ein paar Minuten den Raum, atmen Sie tief durch, kneten Sie Ihre Ohrläppchen oder einen Stressball, lassen Sie kaltes Wasser über die Unterarme fließen, summen Sie ein Lied – jedem Menschen hilft etwas Anderes zur Entspannung.

Das können Sie tun, wenn Ihr Gegenüber aggressiv wird

  • Nehmen Sie die Person ernst. Finden Sie heraus, woher das Verhalten der Person kommt und was sie ungeduldig oder wütend macht. Empfindet sie Schmerzen? Angst oder Scham?
  • Bleiben Sie freundlich, aber bestimmt. Reden und bewegen Sie sich ruhig. Versuchen Sie, Blickkontakt zu halten.
  • Räumen Sie Gegenstände, die die Person werfen oder mit denen sie sich verletzen könnte, aus dem Weg.
  • Bieten Sie eine Lösung für akute Probleme an: Das können Medikamenten gegen Schmerzen sein oder einfach die Ermunterung, zur Toilette zu gehen.
  • Holen Sie sich Unterstützung!

Selbstfürsorge: Kümmern Sie sich auch um sich selbst

  • Pflegekräfte und pflegende Angehörige können anderen nur dann helfen, wenn sie auch gut für sich selbst sorgen. Viele sind durch ihren Arbeitsalltag jedoch so erschöpft, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
  • Planen Sie feste Termine im Alltag ein, die für körperliche Entspannung sorgen: Sport, Yoga, Wellness, Tanzen etc.
  • Finden Sie heraus, was Ihrer Seele guttut: Singen, Malen, Musik hören, Spazierengehen?
  • Halten Sie einmal am Tag inne, mindestens für drei Minuten.
  • Ernähren Sie sich gesund und schlafen Sie ausreichend. Tauschen Sie sich mit anderen Pflegenden aus.

Langfristige Strategien

  • Beobachten Sie, welche Pflegesituationen häufig zu herausforderndes Verhalten führen. Ist es beim Essen? Beim Anziehen? Was sind typische Auslöser?
  • Versuchen Sie herauszufinden, was der Grund dafür sein könnte. Fragen Sie bei der Person nach! Überlegen Sie gemeinsam, wie sich solche Situationen langfristig lösen oder vermeiden lassen.
  • Holen Sie fachlichen Rat ein, etwa bei Beratungsstellen in der Pflege, bei Ärztinnen oder Ärzten, in Pflegekursen oder der Pflegedienstleitung einer Einrichtung etc.
  • Eine respektvolle und einfühlsame Kommunikation ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und das Vertrauen zwischen Pflegekraft und Patient aufzubauen. Gewaltfreie Kommunikation lässt sich lernen (gfk-info.de)

Gewalt in der Pflege vorbeugen

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Anlaufstellen: Wo gibt es Hilfe bei Gewalt in der Pflege?

Wer Gewalt in der Pflege erlebt oder diese vermutet, hat mehrere Möglichkeiten zu handeln. Der erste Schritt sollte immer sein, die betroffene Person in einem Einzelgespräch auf die Beobachtungen anzusprechen und Hilfe anzubieten. Bei Verletzungen oder psychischem Schock ist es ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt hinzuzuziehen. Auch die Person, von der die Gewalt ausgegangen ist, sollte angesprochen und nach den Motiven gefragt werden. In der professionellen Pflege empfiehlt es sich, Vorfälle möglichst sachlich zu dokumentieren und an das verantwortliche Personal weiterzugeben.

Für akute Krisen können Sie sich Rat bei einer Pflegeberatungsstelle oder einem Krisentelefon holen. Das Zentrum für Qualität in der Pflege hat eine Liste bundesweiter Krisentelefone zusammengestellt.

Das Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums für Angehörige erreichen Sie montags bis donnerstags zwischen 9 und 16 Uhr unter 030 / 2017 91 31.

E-Mail: info@wege-zur-pflege.de
Website: https://www.wege-zur-pflege.de 

Bei professioneller Pflege können gesetzlich Krankenversicherte Beschwerden beim Medizinischen Dienst einreichen, privat Krankenversicherte beim Prüfdienst des Verbands der Privaten Krankenversicherungen. Manche Bundesländer und Kommunen bieten zusätzlich eine kommunale Beschwerdestelle. Die Kontaktdaten der örtlichen Stellen erhalten Sie beim Bürgeramt oder der Pflegeversicherung.

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Gewalt in der Pflege vorbeugen https://www.korian.de/ratgeber-magazin/gewalt-in-der-pflege-vorbeugen/ Mon, 28 Apr 2025 07:00:53 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=57405

Gewalt in der Pflege beginnt nicht erst mit körperlicher Gewalt, sondern kann sich auch in anderen Formen äußern. Pflegende sind sich oft selbst nicht darüber bewusst, dass ihr Verhalten eine Form von Gewalt ist – und nicht immer steckt eine böse Absicht dahinter. Auch Überforderung, Überlastung, Erschöpfung oder psychische Probleme können zu gewalttägigen Handlungen führen. Hier erfahren Sie, welche Ursachen und Maßnahmen Sie ergreifen können, um Gewalt in der Pflege vorzubeugen.

Wieso kommt Gewalt in der Pflege vor?

Das Verhältnis zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden bringt viele Herausforderungen mit sich: die enorme Belastung der Pflegenden, das Machtgefälle zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen, Kommunikationsprobleme, Frust und Unzufriedenheit auf beiden Seiten. All das kann sich in herausforderndem Verhalten und Gewalt äußern. Meist führt eine Kombination verschiedener Faktoren zu Gewalt. Die häufigsten sind: Überforderung und Überlastung, Stress und Erschöpfung, aber auch der Druck durch eine hohe Verantwortung. Oft fehlt es an entsprechenden Kompetenzen und Schulungen, um mit herausfordernden Pflegebedürftigen und konfliktreichen Situationen umzugehen. Manchmal führen persönliche Probleme, Konflikte in der Familie oder eine Trennung dazu, dass Pflegekräfte ihre Frustration an den betreuten Personen auslassen. Andersherum können auch Pflegebedürftige zu herausforderndem Verhalten neigen, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden, vor allem wenn sie sie nur eingeschränkt handlungs- oder kommunikationsfähig sind.

Was trägt zur Gewaltprävention bei?

  • Sensibilisierung: Ist es schon Gewalt, wenn jemand lange auf Hilfe warten muss? Wenn ich eine Person bevormunde? Wenn ich ihr ungefragt den Fernseher einschalte oder sie zum Essen oder Trinken nötige? Nur wer Gewalt in der Pflege als solche wahrnimmt, die verschiedenen Formen und Anzeichen erkennt, kann auch eingreifen.
  • Kompetenzentwicklung: Pflegende brauchen Schulungen zu Themen wie Konfliktlösung, Deeskalationstechniken, Kommunikationsfähigkeiten und Stressmanagement. Gegebenenfalls sind auch Fortbildungen für den Umgang mit speziellen Herausforderungen wie Demenz hilfreich. Pflegende Angehörige können kostenfrei Kurse zu bestimmten Themen in Anspruch nehmen, z.B. bei Kranken- und Pflegekassen und Sozialträgerverbänden.
  • Selbstfürsorge der Pflegenden: Die Überlastung von Pflegekräften ist ein strukturelles Problem, gegen das der oder die Einzelne oft wenig ausrichten kann – sehr wohl aber an der eigenen physischen und psychischen Gesundheit. Die Pflege von Menschen erfordert einen ständigen Einsatz körperlicher, emotionaler und geistiger Energie. Pflegekräfte und pflegende Angehörige können Anderen nur dann helfen, wenn sie auch gut für sich selbst sorgen: Pausen, Erholungszeiten und Unterstützungsangebote einfordern. Privat Pflegende können Entlastungsangebote wie Tages-, Verhinderungs- und Kurzzeitpflege nutzen, um sich zu regenerieren.

Wenn Pflegende gewalttätig werden: Ursachen und Maßnahmen

Pflegende sind sich oft nicht darüber bewusst, dass ihr Verhalten eine Form von Gewalt ist. Dahinter steckt nicht immer eine böse Absicht. Meist kommen mehrere Faktoren zusammen, wenn es zu Gewalt im Pflegebereich kommt: Überforderung, Überlastung, Stress, Erschöpfung, Schlafmangel, private oder eigene psychische oder Suchtprobleme.

Wer bei Pflegebedürftigen Anzeichen von Gewalteinwirkung wahrnimmt, sollte unter vier Augen seine Beobachtungen ansprechen und konkrete Hilfe anbieten, ggf. Angehörige, die Hausärztin oder die rechtliche Betreuung informieren. Dokumentieren Sie alle Vorfälle und Gespräche. Ist die Person, von der die Gewalt ausgeht, bekannt, sprechen Sie sie in einem ruhigen Moment an – ohne Vorwürfe oder Drohungen. Schildern Sie nur, was Ihnen aufgefallen ist und machen Sie deutlich, dass das Verhalten nicht in Ordnung war. Bei wiederholten Vorfällen wenden Sie sich an das verantwortliche Personal. Bei Verletzungen empfiehlt sich eine ärztliche Untersuchung.

Bei groben Verstößen können Sie sich beim Medizinischen Dienst beschweren (für gesetzlich Krankenversicherte). Privat Krankenversicherte können sich an den Prüfdienst des Verbands der Privaten Krankenversicherung wenden.

In akuten Krisen helfen Pflegeberatungsstellen oder Krisentelefone weiter. Das Zentrum für Qualität in der Pflege hat eine Liste bundesweiter Krisentelefone zusammengestellt. Das Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums für Angehörige erreichen Sie montags bis donnerstags zwischen 9 und 16 Uhr unter 030 / 2017 91 31.

Hinschauen – Laut sein – Hilfe holen

Wenn Sie auf Gewalt aufmerksam geworden sind, finden Sie Hilfe an verschiedenen Stellen. Haben Sie keine Scheu, andere Personen anzusprechen. Über unser Hinweisgeber-Meldesystem gibt es die Möglichkeit, anonym auf Vorfälle hinzuweisen.

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Wenn Pflegebedürftige aggressiv oder gewalttätig werden: Ursachen und Maßnahmen

Auch Pflegebedürftige selbst können Pflegekräften oder pflegenden Angehörigen gegenüber Gewalt ausüben. Grund dafür kann eine persönlichkeitsverändernde Erkrankung wie Demenz oder Alzheimer sein. Wenn Menschen verwirrt, desorientiert, oder verzweifelt sind, kann das zu Aggressionen führen. Auch aus einem Gefühl der Hilflosigkeit und Fremdbestimmtheit heraus kann Gewalt entstehen, häufig in Situationen, in denen es zu Körperkontakt und einem Eingriff in ihre Intimsphäre kommt, etwa bei der Körperhygiene.

In solchen Konfliktsituationen ist es wichtig, Pflegebedürftige in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen. Versuchen Sie herauszufinden, woher die Aggression kommt, was sie „triggert“ oder löst die Wut in ihnen aus? Wenn Sie den Grund kennen (Angst? Scham? Schmerzen?), können Sie gezielt Lösungen anbieten.

Häufig gestellte Fragen: Gewalt in der Pflege

Wo fängt Gewalt in der Pflege an?

Gewalt beginnt nicht erst bei Schlägen. Die Schwelle, an der Aggression und Gewalt anfangen, ist fließend und Beteiligten oft nicht bewusst. Das beginnt bereits bei unerlaubtem Duzen, unangekündigtem Betreten des Zimmers, ungefragtem Umschalten des Fernsehprogramms oder dem Nötigen zum Essen oder Trinken. Auch wenn Pflegekräfte oder Betreuende die Bedürfnisse der Patient: innen ignorieren, sie unnötig lange auf Hilfe warten lassen, sie anschreien oder beleidigen, kann das bereits eine Form von Gewalt sein.

Wie erkennt man Gewalt in der Pflege?
  • Physische Anzeichen: Unerklärliche Verletzungen wie Blutergüsse, Schnitte, Verbrennungen oder Knochenbrüche
  • Verhaltensänderungen: Plötzliche Veränderungen im Verhalten des Pflegebedürftigen, wie Angst, Rückzug, Depression, Aggressivität, übermäßige Anhänglichkeit, Schamgefühle, Nervosität
  • Unsaubere oder unzureichend gepflegte Umgebung, mangelnde Hygiene, unangemessene Kleidung oder Hunger
  • Anzeichen finanzieller Ausbeutung: Verschwinden von Bargeld oder Wertgegenständen, unerklärliche finanzielle Transaktionen
Welche Rechte haben Pflegebedürftige?

Pflegebedürftige haben die gleichen Rechte wie alle anderen Menschen auch. Um die Rechte dieser besonders vulnerablen Gruppe zu stärken, gibt es in Deutschland seit 2005 die sogenannte Pflege-Charta. Darin sind die acht wichtigsten Rechte zusammengefasst:

  1. Selbstbestimmung: Pflegebedürftige bestimmen selbst über ihr Leben, die Art der Pflege und welche medizinische Behandlung sie haben möchten.
  2. Schutz und Sicherheit vor Gewalt – egal, ob verbal, psychisch oder körperlich
  3. Privatsphäre: Niemand darf ungefragt ihre Briefe öffnen, Kontoauszüge einsehen etc.
  4. Das Recht auf gute Pflege, die ihren Bedürfnissen entspricht
  5. Zugang zu Informationen: Sie müssen verstehen, warum sie medizinische Behandlungen erhalten sollen, welche Arten der Behandlung und Pflege es gibt etc.
  6. Gesellschaftliche Teilhabe: Angebote zur Beschäftigung, zu sozialen Kontakten, Veranstaltungen, Informationen zu Politik
  7. Respekt und Achtung ihrer Kultur, Religion und Art zu leben
  8. Palliative Begleitung: Pflegebedürftige haben das Recht, dass ihre Wünsche kurz vor dem Tod beachtet werden.
Was können Pflegende tun, um Gewalt zu vermeiden?

Pflegekräfte und pflegende Angehörige sollten sich über die verschiedenen Formen von Gewalt informieren und eine Sensibilität für übergriffiges Verhalten entwickeln. Schulungen helfen, in schwierigen Situationen mit herausfordernden Pflegebedürftigen angemessen zu reagieren. Ein wichtiger Baustein ist Selbstfürsorge: Pflegekräfte und pflegende Angehörige sollten ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden achten, z.B. durch regelmäßige Pausen, körperliche Aktivitäten und der Austausch mit anderen Pflegenden.

Wo gibt es Hilfe bei Gewalt in der Pflege?

Wer Gewalt in der Pflege erlebt oder diese vermutet, hat mehrere Möglichkeiten zu handeln. Der erste Schritt sollte immer sein, die betroffene Person in einem Einzelgespräch auf die Beobachtungen anzusprechen und Hilfe anzubieten.  Bei Verletzungen oder psychischem Schock ist es ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt hinzuzuziehen. Auch die Person, von der die Gewalt ausgegangen ist, sollte angesprochen und nach den Motiven gefragt werden. In der professionellen Pflege empfiehlt es sich, Vorfälle möglichst sachlich zu dokumentieren und an das verantwortliche Personal weiterzugeben.

Für akute Krisen können Sie sich Rat bei einer Pflegeberatungsstelle oder einem Krisentelefon holen. Das Zentrum für Qualität in der Pflege hat eine Liste bundesweiter Krisentelefone zusammengestellt: (https://www.pflege-gewalt.de/beratung/krisentelefone/).

Das Pflegetelefon des Bundesfamilienministeriums für Angehörige erreichen Sie montags bis donnerstags zwischen 9 und 16 Uhr unter 030 / 2017 91 31.
E-Mail: info@wege-zur-pflege.de

Website: https://www.wege-zur-pflege.de

Bei professioneller Pflege können gesetzlich Krankenversicherte Beschwerden beim Medizinischen Dienst (https://www.medizinischerdienst.de/) einreichen, privat Krankenversicherte beim Prüfdienst des Verbands der Privaten Krankenversicherung (https://www.pkv-ombudsmann.de/servicebereich/kontakt/). Manche Bundesländer und Kommunen bieten zusätzlich eine kommunale Beschwerdestelle. Die Kontaktdaten der örtlichen Stellen erhalten Sie beim Bürgeramt oder der Pflegeversicherung.

Was ist Gewalt in der Pflege?

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Kombinationsleistung in der Pflege https://www.korian.de/ratgeber-magazin/kombinationsleistung-in-der-pflege/ Fri, 25 Apr 2025 15:12:55 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=62808

Viele pflegebedürftige Menschen leben gerne zu Hause in den eigenen vier Wänden. Und viele Angehörige ermöglichen ihnen das und pflegen sie – doch manchmal brauchen sie dabei auch Unterstützung. Um diese Art der Betreuung – einerseits durch Angehörige, andererseits durch einen professionellen Pflegedienst – finanzieren zu können, gibt es die sogenannte Kombinationsleistung, auch Kombinationspflege oder Kombipflege genannt.

Die Kombinationspflege verbindet Pflegegeld und Pflegesachleistungen. Pflegegeld erhalten Menschen, die die häusliche Pflege selbst organisieren. Pflegesachleistungen werden für einen ambulanten Pflegedienst gezahlt. Mit der Kombipflege ist es möglich, nicht in Anspruch genommen Teile der Pflegesachleistungen anteilig als Pflegegeld zu beziehen.

Was sind Pflegesachleistungen und Pflegegeld?

Pflegesachleistungen sind Gelder für die Unterstützung durch Pflegedienste etwa bei der Körperpflege oder im Haushalt. Medizinische Leistungen wie Verbandswechsel oder Injektionen zählen nicht dazu.

Pflegesachleistungen

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Das Pflegegeld wird pflegebedürftigen Menschen frei zur Verfügung gestellt, sie können es nach eigener Entscheidung für die Pflege verwenden und müssen keinerlei Nachweise darüber einreichen.

Pflegegeld

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Pflegesachleistungen und Pflegegeld stehen Menschen ab dem Pflegegrad 2 zu. Im Gegensatz zum Pflegegeld werden Pflegesachleistungen nicht an die Pflegebedürftigen ausgezahlt, die ausführenden Pflegedienste rechnen sie direkt mit den Pflegekassen ab.

Wie wird die Kombinationspflege berechnet?

Bei der Kombinationspflege erhalten Pflegebedürftige für den Anteil der nicht abgerufenen Pflegesachleistungen den entsprechenden Anteil vom Pflegegeld. Ein Rechenbeispiel zeigt, wie die Kombipflege funktioniert:

 

  • Frau K. hat einen Pflegegrad 2. Deshalb stehen ihr monatlich 796 Euro an Pflegesachleistungen oder 347 Euro an Pflegegeld zur Verfügung.
  • Frau K. wird von einem Pflegedienst versorgt, der 40 Prozent ihrer Pflegesachleistungen mit ihrer Pflegekasse abrechnet: 40% von 796 Euro = 318,40 Euro.
  • Damit kann Frau K. noch 60 Prozent des Pflegegeldes erhalten: 60% von 347 Euro = 208,20 Euro.
  • Frau K. erhält damit also monatlich 318,40 Euro an Pflegesachleistungen und 208,20 Euro an Pflegegeld.

Voraussetzungen für die Kombipflege

Damit pflegebedürftige Menschen von der Kombinationsleistung profitieren können, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Die Pflegebedürftigen haben mindestens einen Pflegegrad 2
  • Sie werden vollständig oder überwiegend zu Hause gepflegt
  • Sie schöpfen die Pflegesachleistungen nicht vollständig aus

Für die Kombileistung muss man einen Antrag stellen. In einem formlosen Schreiben an die Pflegekasse oder die private Pflicht-Pflegeversicherung wird die Kombipflege beantragt und dargelegt, welcher Anteil der Pflegesachleistungen nicht in Anspruch genommen wird. Den entsprechenden Anteil des Pflegegeldes zahlt die Kasse dann aus.

Wichtig zu wissen:

  • Die Pflegekasse rechnet erst die Pflegesachleistungen ab und zahlt dann das entsprechende Pflegegeld aus. Das heißt: Das Pflegegeld ist nicht wie gewohnt am Monatsanfang auf dem Konto, sondern etwa sechs Wochen später.
  • Außerdem ist das einmal definierte Verhältnis der beiden Leistungen für sechs Monate bindend. Frau K. aus unserem Rechenbeispiel im Absatz vorher ist also ein halbes Jahr lang auf die Anteile von 40 und 60 Prozent festgelegt.

Übrigens: Eine andere Möglichkeit, von nicht abgerufenen Pflegesachleistungen zu profitieren, ist der sogenannte Umwandlungsanspruch.

Umwandlungsanspruch bei der Pflege 

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Vorteile der Kombinationsleistung

Für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen bietet die Kombinationspflege eine ganze Reihe an Vorteilen:

  • Die Kombinationspflege ermöglicht es, nicht ausgeschöpfte Gelder in Anspruch zu nehmen.
  • Durch die Kombipflege werden pflegende Angehörige bei der Pflegekasse eingetragen. Dadurch sind sie für die Zeit der Pflege unfall- und gegebenenfalls auch rentenversichert.

Wer Kombinationspflege bezieht, hat auch Anspruch auf eine Verhinderungspflege. Dadurch können sich die pflegenden Angehörigen etwa bei Arztbesuchen, Überstunden oder Freizeitaktivitäten durch Pflegepersonal vertreten lassen. Beim ausschließlichen Bezug von Pflegesachleistungen besteht dieser Anspruch nicht.

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Entlastungsbudget https://www.korian.de/ratgeber-magazin/entlastungsbudget/ Fri, 25 Apr 2025 14:07:24 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=62785

Viele pflegebedürftige Menschen wohnen noch in ihren eigenen vier Wänden und werden von ihren Angehörigen betreut. So angenehm das für Pflegebedürftige sein mag, für die pflegenden Angehörigen kann es auch belastend sein. Um sie zu entlasten, gibt es unterschiedliche Maßnahmen. Ein Angebot, das große Flexibilität ermöglicht, ist das sogenannte Entlastungsbudget, das ab dem 01. Juli 2025 gilt.

Im Entlastungsbudget werden die Beiträge zweier Maßnahmen zusammengefasst, die pflegenden Angehörigen in zeitlich kritischen Situationen Erleichterung verschaffen sollen: die Kurzzeitpflege und die Verhinderungspflege. Das Entlastungsbudget wurde im Rahmen des Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetzes (PUEG) beschlossen und tritt am 1. Juli 2025 in Kraft.

Achtung: Das Entlastungsbudget ist nicht zu verwechseln mit dem Entlastungsbetrag. Den Entlastungsbetrag erhalten alle Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 1, die zu Hause gepflegt werden. Er steht ihnen frei zur Verfügung.

So funktioniert die Einstufung in Pflegegrade

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Zwei Budgets zum Entlastungsbudget zusammengelegt

Für pflegende Angehörige, die für einen kürzeren oder längeren Zeitraum die Pflegebedürftigen nicht betreuen können, lässt sich über die Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege ein Ersatz organisieren. Voraussetzung für beide Leistungsarten ist ein Pflegegrad von 2 oder mehr.

Für die ambulante Verhinderungspflege standen bisher 1.685 Euro pro Jahr zur Verfügung, für die vorübergehende vollstationäre Kurzzeitpflege 1.854 Euro. Mit dem Entlastungsbudget werden diese beiden Summen zusammengelegt. Ab 01. Juli 2025 stehen damit pro Jahr 3.539 Euro zur Verfügung, die Anspruchsberechtigte beliebig auf die Kurzzeit- oder Verhinderungspflege verteilen können

Bei der Pflegekasse beantragt werden wie bisher Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege. Das Entlastungsbudget bildet nur den finanziellen Rahmen und kann nicht selbst beantragt werden. Da die Abwesenheit der Pflegeperson nicht immer planbar ist, können Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege auch nachträglich beantragt werden. Wann immer möglich – etwa bei geplanten Abwesenheiten der Pflegeperson – sollten Anträge aber vorher gestellt werden.

Was ist Verhinderungspflege?

Bei der Verhinderungspflege kann sich die Hauptpflegeperson aus verschiedenen Gründen durch Pflegepersonal vertreten lassen.

Für eine stundenweise Vertretung kommt das zum Beispiel in Frage bei:

  • Arztbesuchen
  • Behördengängen
  • Überstunden bei der Arbeit
  • Sportkursen
  • Kursen zur Fort- und Weiterbildung, auch Pflegekurse
  • allen Arten von Freizeitaktivitäten

Für tage- oder wochenweise Vertretung etwa bei:

  • Urlaub
  • Krankheit
  • Dienstreisen

Bei Anlässen dieser Art springt stunden-, tage- oder wochenweise eine Ersatzpflegeperson ein. Diese übernimmt in der Zeit Aufgaben wie die Unterstützung bei Körperpflege oder Ernährung, Kochen, Putzen, Spaziergänge oder Gespräche. Die Hauptpflegekraft muss dafür als Pflegeperson bei der Pflegekasse eingetragen sein, die Ersatzpflegeperson kann eine Privatperson oder ein ambulanter Pflegedienst sein.

Die Kosten für die Ersatzpflegeperson werden mit der Pflegekasse abgerechnet. Bis zu sechs Wochen im Jahr Verhinderungspflege sind möglich. Mit dem Inkrafttreten des Entlastungsbudgets am 01. Juli 2025 wird der Zeitraum auf acht Wochen erhöht und damit an den der Kurzzeitpflege angeglichen. Für die Verhinderungspflege steht pro Jahr wie gesagt ein Budget von 1.685 Euro zur Verfügung.

Was ist Kurzzeitpflege?

Kurzzeitpflege bedeutet eine vorübergehende vollstationäre Aufnahme eines pflegebedürftigen Menschen. Das kann notwendig werden, wenn die Pflegeperson vorübergehend verhindert ist oder – etwa nach einem Krankenhausaufenthalt – der pflegebedürftige Mensch zeitweise eine ungewöhnlich intensive Pflege benötigt.

In solchen Fällen bezuschusst die Pflegekasse die vorübergehende Heimunterbringung über einen Zeitraum von maximal acht Wochen mit insgesamt 1.854 Euro pro Jahr. Den Zuschuss gibt es allerdings nur für die Pflegekosten, nicht für Verpflegung und Unterbringung. Und in der Regel muss eine Pflegeeinrichtung gewählt werden, die von der Pflegekasse dafür zugelassen ist.

Mehr Möglichkeiten für pflegende Angehörige

Verhinderungs- und Kurzzeitpflege sind praktische Möglichkeiten für pflegende Angehörige. Sie können sich dadurch Entlastung verschaffen und private oder berufliche Termine wahrnehmen.

Durch den gemeinsamen Jahresbetrag im Entlastungsbudget ergeben sich größere Freiheiten für die Angehörigen. Auch vorher gab es schon die Möglichkeit, eine Leistung in die andere umzuwandeln. Doch dieses Verfahren war kompliziert und bürokratisch. Mit dem Entlastungsbudget entfällt dieses Umwandlungsverfahren.

Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz

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Häufige Fragen zum Entlastungsbudget

1. Was ist das Entlastungsbudget und ab wann gilt es?

Das Entlastungsbudget fasst die bisherigen Budgets für Verhinderungs- und Kurzzeitpflege zusammen und ermöglicht eine flexible Nutzung ab dem 1. Juli 2025.

2. Wer hat Anspruch auf das Entlastungsbudget?

Anspruch haben Pflegebedürftige ab Pflegegrad 2, die zu Hause betreut werden.

3. Wie setzt sich das Entlastungsbudget zusammen?

Es kombiniert die bisherigen Budgets der Verhinderungspflege (1.685 €) und der Kurzzeitpflege (1.854 €) zu insgesamt 3.539 € jährlich.

4. Was ist der Unterschied zwischen Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege?

Verhinderungspflege (bis zu 8 Wochen pro Jahr) ist die vertretungsweise Pflege zu Hause, durch einen ambulanten Dienst oder im Heim, während Kurzzeitpflege (bis zu 6 Wochen pro Jahr) die vorübergehende vollstationäre Pflege in einer Einrichtung ist.

5. Wie können pflegende Angehörige Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege beantragen?

Wie bisher wird bei der Pflegekasse Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege beantragt – das Entlastungsbudget bildet nur den finanziellen Rahmen.

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Milieugestaltung bei Demenz https://www.korian.de/ratgeber-magazin/milieugestaltung-bei-demenz/ Thu, 24 Apr 2025 09:17:56 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=62729

Das Älterwerden bringt viele Veränderungen mit sich, die sowohl für den älterwerdenden Menschen als auch für die Angehörigen herausfordernd sein können. Besonders bei Menschen mit Demenz spielt die Gestaltung des unmittelbaren Umfelds – die sogenannte Milieugestaltung – eine entscheidende Rolle für Wohlbefinden, Sicherheit und Orientierung.

Was ist Milieugestaltung?

Milieugestaltung bezeichnet die bewusste Anpassung und Gestaltung der Umgebung, um den individuellen Bedürfnissen von Menschen (z.B. mit Demenz) gerecht zu werden. Im Kontext der Altenhilfe zielt sie darauf ab, Räume so zu gestalten, dass sie Sicherheit bieten, Orientierung erleichtern und das allgemeine Wohlbefinden fördern. Dies umfasst Aspekte wie Raumaufteilung, Farbgebung, Beleuchtung, Dekoration und Möblierung.
Neben der physischen Umgebung spielt die soziale Umgebung eine zentrale Rolle. Soziale Milieugestaltung bezieht sich auf die bewusste Gestaltung der sozialen Interaktionen und Beziehungen im Umfeld von Menschen mit Demenz. Eine unterstützende soziale Umgebung kann das emotionale Wohlbefinden stärken, Isolation vorbeugen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördern.

Warum ist Milieugestaltung im Alter wichtig?

Mit zunehmendem Alter können Sinneswahrnehmungen nachlassen, die Mobilität eingeschränkt sein und kognitive Fähigkeiten abnehmen. Eine durchdachte Milieugestaltung kann helfen, diesen Herausforderungen zu begegnen, indem sie:​

  • Orientierung unterstützt: Klare Strukturen, eindeutige Kennzeichnungen und vertraute Gegenstände erleichtern das Zurechtfinden in der Umgebung.​
  • Sicherheit erhöht: Vermeidung von Stolperfallen, klare Wegeführungen und gut erreichbare Alltagsgegenstände reduzieren das Sturzrisiko.​
  • Wohlbefinden steigert: Eine angenehme Atmosphäre mit ausreichend Licht, harmonischen Farben und persönlichen, biografieorientierten Elementen fördert das emotionale Gleichgewicht.​
  • Soziale Kontakte fördert: Gerade bei älteren Menschen ist soziale Teilhabe ein wichtiger Schutzfaktor gegen Einsamkeit und Depression. Die Förderung zwischenmenschlicher Beziehungen beispielsweise durch gemeinsame Aktivitäten und die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten hilft dabei soziale Isolation zu vermeiden.
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Besondere Bedeutung der Milieugestaltung bei Demenz

Bei einer Demenzerkrankung nehmen die kognitiven Fähigkeiten und die Orientierungsfähigkeit schrittweise ab. Menschen mit Demenz können vertraute Umgebungen nicht mehr erkennen oder Alltagsgegenstände falsch interpretieren. Hier kann eine angepasste Milieugestaltung entscheidend dazu beitragen, Ängste zu reduzieren und die Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.
Beispielsweise können dunkle Teppiche von Menschen mit Demenz als Löcher wahrgenommen werden, was zu Unsicherheiten führt. Helle, kontrastarme Bodenbeläge hingegen vermitteln Sicherheit und erleichtern die Orientierung. Auch die Platzierung von vertrauten Gegenständen und Fotos kann helfen, Erinnerungen zu aktivieren und ein Gefühl von Vertrautheit zu schaffen.

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Praktische Beispiele für Milieugestaltung zu Hause und in Pflegeeinrichtungen:

  1. Klare Strukturen und Orientierungshilfen: Beschriftete Türen mit eindeutigen Symbolen oder Bildern können die Orientierung erleichtern. Beispielsweise kann ein Bild einer Toilette an der Badezimmertür helfen, den Raum zu identifizieren. ​Gut lesbare Uhren und Kalender helfen bei der zeitlichen Orientierung.
  2. Farben gezielt einsetzen: Es sollten helle, freundliche Farben für Wände und Möbel genutzt werden. Dunkle Farben können bedrohlich wirken oder Fehlinterpretationen hervorrufen. Kontraste, wie farbige Handläufe, erleichtern die Wahrnehmung und Nutzung. ​
  3. Beleuchtung optimieren: Ausreichend Tageslicht und gute Beleuchtung fördern die Orientierung und reduzieren Angstgefühle. Dabei sollten Schattenbereiche vermieden werden. Nachtlichter können den Weg zur Toilette in der Dunkelheit sicherer machen.
  4. Jahreszeitliche Dekorationen: Die Anpassung der Raumgestaltung an die Jahreszeiten durch entsprechende Dekorationen unterstützt den zeitlichen Bezug innerhalb des Jahresverlaufs. ​
  5. Einbindung persönlicher Gegenstände: In Pflegeeinrichtungen kann die Integration von persönlichen Möbeln oder Erinnerungsstücken das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit stärken.
  6. Förderung von Gemeinschaftsaktivitäten: Regelmäßige Gruppenaktivitäten wie gemeinsames Kochen, Musizieren oder Basteln können das Gemeinschaftsgefühl stärken und soziale Interaktionen fördern.
  7. Einbindung in Alltagsaufgaben: Das Einbeziehen von Menschen mit Demenz in alltägliche Aufgaben, angepasst an ihre Fähigkeiten, kann das Selbstwertgefühl stärken und das Gefühl der Zugehörigkeit fördern.
  8. Schaffung von Begegnungsräumen: Insbesondere in Pflegeeinrichtungen kann die Gestaltung von gemütlichen Sitzecken, die zum Verweilen und zur Interaktion einladen, spontane Begegnungen und Gespräche fördern.
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Unterstützungsangebote nutzen

Pflegebedürftigkeit betrifft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld. Umso wichtiger ist es, geeignete Unterstützungsangebote zu kennen – sowohl zur Förderung sozialer Teilhabe als auch zur Entlastung pflegender Angehöriger.

Unterstützung durch Nachbarschaftshilfe

Initiativen wie Nachbarschaftsnetzwerke oder Besuchsdienste können soziale Kontakte aufrechterhalten und Isolation vorbeugen. Bei der Suche nach passenden Angeboten kann der Pflegestützpunkt vor Ort unterstützen.

Angehörigenarbeit und Schulungen

Angehörige sollten in die Pflege und Betreuung sowie das Alltagsleben in Pflegeeinrichtungen eingebunden werden. Kostenlose Pflegekurse (nach §45 SGB XI) unterstützen pflegende Angehörige bei allen Fragen und Herausforderungen rund um die Unterstützung der pflegebedürftigen Person.

Demenz: Hilfe für Angehörige

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Fazit

Eine durchdachte und ganzheitliche Milieugestaltung, die sowohl die physische als auch die soziale Umgebung berücksichtigt, trägt maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. Sie fördert nicht nur die Sicherheit und Orientierung, sondern auch das emotionale Wohlbefinden und die soziale Teilhabe. Angehörige und Pflege-/Betreuungskräfte können durch gezielte Anpassungen im Wohnumfeld und der sozialen Umgebung einen positiven Einfluss auf den Alltag der Menschen mit Demenz nehmen und ihnen ein Stück Selbstständigkeit und Lebensfreude erhalten.

FAQs

1. Was bedeutet Milieugestaltung bei Demenz?

Milieugestaltung bezeichnet die bewusste Anpassung der Umgebung – sowohl physisch als auch sozial –, um Menschen mit Demenz Sicherheit, Orientierung und Wohlbefinden zu bieten.

2. Warum ist Milieugestaltung für Menschen mit Demenz wichtig?

Durch kognitive Einschränkungen fällt es Menschen mit Demenz schwer, sich zurechtzufinden. Eine angepasste Umgebung reduziert Ängste, stärkt die Selbstständigkeit und fördert das emotionale Gleichgewicht.

3. Was gehört alles zur Milieugestaltung in der Altenpflege?

Dazu zählen z. B. Raumaufteilung, Beleuchtung, Farben, Möbelanordnung, vertraute Gegenstände, soziale Aktivitäten und zwischenmenschliche Interaktionen.

4. Wie kann ich die Wohnung für eine demenzerkrankte Person sicher gestalten?

Durch Entfernen von Stolperfallen, klare Wegeführung, rutschfeste Bodenbeläge und gut erreichbare Alltagsgegenstände.

5. Wie kann ich die Orientierung in der Wohnung erleichtern?

Beschriftete Türen mit Symbolen oder Bildern, große Uhren und Kalender, vertraute Gegenstände an sichtbaren Orten.

6. Welche Alltagsgegenstände helfen bei der Erinnerung und Orientierung?

Fotos, persönliche Erinnerungsstücke, gewohnte Möbel, biografieorientierte Dekorationen (z. B. Instrumente).

7. Wo finde ich Hilfe bei der Gestaltung des Wohnumfelds für Demenzkranke?

Pflegestützpunkte beraten kostenlos, auch zu finanziellen Hilfen und regionalen Angeboten.

Pflegekurse nach §45 SGB XI vermitteln Wissen und praktische Tipps für den Umgang mit Demenz und zur Wohnraumgestaltung.

Quellen:

Bundesministerium für Gesundheit: Online-Ratgeber Demenz

Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege: Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“

Nationale Demenzstrategie: nationale-demenzstrategie.de

Wegweiser Demenz: wegweiser-demenz.de

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Pflege zu Hause: Haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich absetzen https://www.korian.de/ratgeber-magazin/pflege-zu-hause-haushaltsnahe-dienstleistungen-steuerlich-absetzen/ Thu, 24 Apr 2025 08:40:19 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=62816

Jede steuerpflichtige Bürgerin und jeder steuerpflichtige Bürger in Deutschland kann bei der Steuererklärung die sogenannten haushaltsnahen Dienstleistungen absetzen und damit den Betrag verringern, den sie versteuern müssen.

„Haushaltsnahe Dienstleistungen“ ist ein Begriff aus dem Steuerrecht und bezeichnet alle Arbeiten im oder am Haushalt, die von Haushaltshilfen auf Minijob-Basis oder von Handwerkern geleistet werden. Die jährliche Obergrenze liegt hier bei einer Gesamtsumme von maximal 20.000 Euro, von der 20 Prozent angesetzt werden können, also 4.000 Euro.

Haushaltsnahe Dienstleistungen in der Pflege

Diese haushaltsnahen Dienstleistungen können auch im Bereich der Pflege interessant sein. Kosten im Zusammenhang mit der Pflege als haushaltsnahe Dienstleistungen abzusetzen ist vor allem dann sinnvoll, wenn sie nicht als außergewöhnliche Belastungen geltend gemacht werden können.

Das ist dann der Fall, wenn…

  • Ausgaben nicht direkt durch die Pflege entstehen, das betrifft etwa Haushaltshilfen oder Notrufsysteme oder
  • Ausgaben unter dem zumutbaren Eigenanteil liegen

In diesen Fällen können pflegebedürftige Menschen, die zu Hause gepflegt werden, die Kosten bei ihrer Steuererklärung als haushaltsnahe Dienstleistungen geltend machen.

Pflegepauschbetrag: Wer die Steuerentlastung in Anspruch nehmen kann

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Pflegeaufwände als haushaltsnahe Dienstleistungen

Folgende Aufwände kommen als haushaltsnahe Dienstleistungen in Frage:

  • Pflegekosten etwa von Minijobbern
    Von den Pflegekosten, die unterhalb der Eigenanteilsgrenze bei den außergewöhnlichen Belastungen liegen, könnten pflegebedürftige Menschen immerhin 20 Prozent steuerlich absetzen.
  • Unterstützung im Haushalt
    Von den Kosten, die nicht der eigentlichen medizinischen Pflege zuzurechnen sind, lassen sich 20 Prozent Das sind etwa Unterstützung bei der Körperpflege, beim Einkaufen, Kochen, Putzen oder auch Kosten für das Essen auf Rädern.
  • Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen
    Beim Umbau eines barrierefreien Badezimmers etwa oder für ein Notrufsystem können 20 Prozent der Handwerkerleistungen (nicht des Materials) geltend gemacht werden.

Wohnumfeldverbesserung: Zuschuss der Pflegekasse

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Haushaltsnahe Dienstleistungen: Vorteile

Das steuerliche Ansetzen von Pflegekosten als haushaltsnahe Dienstleistungen bietet zwei entscheidende Vorteile:

  1. Es können Kosten geltend gemacht werden, die bei der anderen Art der steuerlichen Berücksichtigung – den außergewöhnlichen Belastungen – nicht angesetzt werden können.
  2. Es ist kein Nachweis einer Pflege notwendig, weil diese Möglichkeit ja allen Steuerzahlern offensteht.

Wichtig bei den haushaltsnahen Dienstleistungen ist, dass es sich um Kosten im eigenen Haushalt handelt. Unbedingt sollte eine schriftliche Rechnung vorliegen, die nach Arbeits- und Materialkosten aufgeschlüsselt ist, denn nur erstere lassen sich steuerlich absetzen.

Die Regelungen zu den haushaltsnahen Dienstleistungen zu durchschauen, ist unter Umständen nicht ganz einfach. Im Zweifel können sich Betroffene Unterstützung bei Lohnsteuerhilfevereinen oder bei einer Steuerberatung holen.

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Demenz: Beschäftigungen und Spiele für Demenzkranke im Alltag https://www.korian.de/ratgeber-magazin/demenz-beschaeftigungen-und-spiele-fuer-demenzkranke-im-alltag/ Tue, 22 Apr 2025 13:28:21 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=62399

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor zahlreiche Herausforderungen. Eine der zentralen Fragen lautet: Wie kann der Alltag sinnvoll und erfüllend gestaltet werden?

Biografieorientierung und Tagesstrukturierung

Biografieorientierte und tagesstrukturierende Beschäftigungen spielen bei der Alltagsgestaltung für Demenzerkrankte eine entscheidende Rolle. Sie fördern nicht nur das Wohlbefinden der Menschen mit Demenz, sondern geben ihrem Tag die so wichtige Struktur und erleichtern Pflegenden den Pflegealltag.

Warum biografieorientierte Beschäftigungen?

Jeder Mensch trägt eine einzigartige Lebensgeschichte in sich, geprägt von Erfahrungen, Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen. Bei Menschen mit Demenz bleiben insbesondere frühere Erinnerungen oft länger erhalten. Indem man an diese persönlichen Erinnerungen anknüpft, können vertraute Gefühle und Fähigkeiten reaktiviert werden. Dies stärkt das Selbstwertgefühl und vermittelt Sicherheit.

Wie kann Biografiearbeit helfen?

Biografiearbeit bedeutet, sich intensiv mit der Lebensgeschichte eines Menschen auseinanderzusetzen. Dies kann beispielsweise durch Gespräche, das Betrachten von Fotoalben oder das Hören vertrauter Musik geschehen. Ziel ist es, Vorlieben und Abneigungen zu erkennen und darauf basierend passende Aktivitäten zu gestalten. So kann beispielsweise das gemeinsame Kochen eines traditionellen Familienrezepts positive Erinnerungen wecken und gleichzeitig alltagspraktische Fähigkeiten fördern.

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Die Bedeutung einer strukturierten Tagesgestaltung

Eine klare Tagesstruktur bietet Menschen mit Demenz Orientierung und Sicherheit. Beides ist besonders wichtig, da Demenzbetroffene häufig unter Verwirrung und Angst leiden und sensibel auf auf Veränderungen und unerwartete Situationen reagieren, weshalb ein stabiler Rahmen unterstützend wirkt. Wiederkehrende Rituale und feste Abläufe helfen, den Tag vorhersehbar zu gestalten und Unruhe zu reduzieren. Dabei sollten Aktivitäts- und Ruhephasen ausgewogen sein, um Überforderung zu vermeiden.

Beschäftigung bei Demenz

Die Auswahl geeigneter Aktivitäten und Freizeitbeschäftigungen für Menschen mit Demenz sollte stets individuell erfolgen. Die individuelle Anpassung der Aktivitäten an die Lebensgeschichte und die aktuellen Fähigkeiten sowie Wünsche des Menschen mit Demenz ist entscheidend. Dies erfordert eine einfühlsame sowie geduldige Begleitung und kreative Ansätze. Dennoch gibt es einige typische Beschäftigungen, die sich häufig als förderlich erweisen:

Musik hören oder musizieren

Musik besitzt die Fähigkeit, tief verankerte Erinnerungen zu aktivieren. Das Hören vertrauter Lieder kann Emotionen wecken und das Wohlbefinden steigern. Aktives Musizieren, wie das Spielen einfacher Instrumente oder gemeinsames Singen, fördert zudem die kognitiven Fähigkeiten und die soziale Interaktion.

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Gartenarbeit

Das Arbeiten im Garten, sei es das Pflanzen von Blumen oder das Ernten von Gemüse, stimuliert die Sinne und vermittelt Erfolgserlebnisse. Diese Tätigkeit fördert die motorischen Fähigkeiten und bietet gleichzeitig eine beruhigende Wirkung durch den Kontakt mit der Natur.

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Handwerkliche Tätigkeiten

Einfache Bastelarbeiten, wie beispielsweise das Gestalten mit Wolle, Stoff und ähnlichen Materialien oder das Malen, regen die Kreativität an und verbessern die Feinmotorik. Solche Aktivitäten bieten zudem eine Plattform für Selbstexpression und können das Selbstwertgefühl stärken.

Bewegung

Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Spaziergänge, Tanzen oder leichte Gymnastik, unterstützt die körperliche Gesundheit und kann Stimmungsschwankungen entgegenwirken. Bewegung in der Gruppe fördert zudem das Gemeinschaftsgefühl und die soziale Teilhabe.

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Haushaltsaktivitäten

Das Einbeziehen in alltägliche Aufgaben, wie das gemeinsame Kochen, Tisch decken oder das Falten von Wäsche, gibt dem Menschen mit Demenz das Gefühl, gebraucht zu werden, und fördert gleichzeitig alltagspraktische Fähigkeiten. Besonders das gemeinsame Zubereiten der Lieblingsspeise kann positive Erinnerungen wecken und die Sinne anregen.

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Glaube und Spiritualität

Glaube und Spiritualität spielen für viele Menschen eine zentrale Rolle im Leben und können auch bei Menschen mit Demenz eine Quelle des Trostes und der Orientierung sein. Durch das Einbinden vertrauter religiöser oder spiritueller Praktiken können Erinnerungen aktiviert und ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt werden. Das gemeinsame Singen von Kirchenliedern oder das Beten bekannter Gebete kann beispielsweise beruhigend wirken und das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Soziale und gesellschaftliche Teilhabe sowie Fortführung bestehender Hobbys

Die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sind essenziell für das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz. Auch mit fortschreitender Erkrankung gibt es Möglichkeiten, alte Hobbys weiterzuführen oder neue Interessen zu entdecken:

Kulturelle Veranstaltungen

Museen, Theater und Kinos entwickeln zunehmend barrierefreie Angebote, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind. Der Besuch solcher Veranstaltungen kann positive Reize setzen und Abwechslung bieten.

Gemeinschaftsprojekte

Die Teilnahme an lokalen (Gemeinschafts-)Projekten, wie beispielsweise Stadtteilgärten, kirchliche Aktivitäten oder Handarbeitsgruppen, ermöglicht es, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und gleichzeitig sinnvolle Aufgaben zu übernehmen.

Beschäftigungen für Menschen mit fortgeschrittener Demenz

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung verändern sich die Fähigkeiten und Bedürfnisse des Menschen mit Demenz. Dennoch ist eine biografieorientierte Beschäftigung möglich und wichtig.

Sinnesaktivierungen

Der Einsatz von Düften, taktilen Materialien oder vertrauten Klängen kann Erinnerungen wecken und Wohlbefinden fördern. Beispielsweise kann das Riechen von Lavendel beruhigend wirken oder das Fühlen von vertrauten Stoffen Geborgenheit vermitteln.

Lesen und Vorlesen

Für Menschen mit fortgeschrittener Demenz kann das eigenständige Lesen zunehmend schwierig werden. Dennoch bleibt das Vorlesen eine wertvolle Aktivität, die emotionale Nähe schafft, geistige Anregung bietet und vertraute Erinnerungen weckt. Dabei eignen sich besonders kurze Geschichten mit einfachem Satzbau und vertrauten Themen. Es gibt zahlreiche spezielle Vorlesebücher für Menschen mit Demenz, die sich durch ihre leichte Verständlichkeit und lebensnahen Inhalte auszeichnen. Auch bekannte Gedichte sind geeignet, da diese bei Menschen mit Demenz meist noch lange Zeit abrufbar und somit vertraut sind.

Tiergestützte Therapie

Der Kontakt mit Tieren kann positive Emotionen hervorrufen und beruhigend wirken. Streicheln, Füttern oder einfach die Anwesenheit eines Tieres kann das Wohlbefinden steigern.

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Biografiearbeit

Auch in fortgeschrittenen Stadien kann das Betrachten von Fotoalben oder das Hören von Lieblingsliedern positive Erinnerungen hervorrufen und eine emotionale Verbindung schaffen. Diese Aktivitäten können Sicherheit und Orientierung bieten.

Einfach strukturierte Spiele

Aktivitäten wie z.B. das Hin- und Herwerfen eines Luftballons oder einfache Brettspiele können Freude bereiten und die Motorik fördern. Beim Vervollständigen von Sprichwörtern oder dem gemeinsamen Singen bekannter Lieder werden die kognitiven Fähigkeiten angeregt. Wichtig ist, dass die Spiele an den Fähigkeiten der Menschen mit Demenz ausgerichtet sind und Erfolgserlebnisse ermöglichen.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass biografieorientierte und tagesstrukturierende Beschäftigungen maßgeblich dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. Sie fördern nicht nur kognitive und motorische Fähigkeiten, sondern stärken auch das emotionale Wohlbefinden und bestehende soziale Beziehungen. Ebenso kann durch die Anpassung vertrauter Hobbys und die Integration in gesellschaftliche Aktivitäten die Lebensqualität verbessert werden. Für Angehörige und Pflegende bedeutet dies zwar eine Herausforderung, aber auch die Chance, gemeinsame wertvolle Momente zu erleben.

Demenz: Therapien und Behandlung

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Häufige Fragen zu Beschäftigung bei Demenz

1. Welche Spiele eignen sich für Demenzkranke?

Geeignet sind einfache, bekannte Spiele wie Memory, Domino, Puzzles, Bingo oder Brettspiele mit klaren Regeln. Auch Bewegungs- und Musikspiele fördern Aufmerksamkeit, Motorik und soziale Interaktion.

2. Warum sind biografieorientierte und tagesstrukturierende Beschäftigungen für Menschen mit Demenz wichtig?

Sie spielen eine entscheidende Rolle, um das Wohlbefinden der Menschen mit Demenz zu fördern und den Tag zu strukturieren. Dies erleichtert den Pflegealltag und sorgt für Orientierung und Sicherheit.

3. Wie kann Biografiearbeit bei Menschen mit Demenz helfen?

Biografiearbeit hilft, die Lebensgeschichte eines Menschen zu berücksichtigen, um durch Gespräche, Fotoalben oder Musik an vertraute Erinnerungen anzuknüpfen. Dies fördert das Selbstwertgefühl, aktiviert Fähigkeiten und vermittelt Sicherheit.

4. Welche Beschäftigungen sind besonders förderlich bei Demenz?

Zu den förderlichen Aktivitäten gehören Musik hören oder musizieren, Gartenarbeit, handwerkliche Tätigkeiten, Bewegung sowie Haushaltsaktivitäten. Diese fördern sowohl kognitive als auch motorische Fähigkeiten und verbessern das Wohlbefinden.

5. Wie kann Glaube und Spiritualität Menschen mit Demenz helfen?

Glaube und Spiritualität bieten Trost und Orientierung. Das Einbinden vertrauter religiöser Praktiken wie gemeinsames Singen oder Beten kann Erinnerungen aktivieren und das Gemeinschaftsgefühl stärken.

6. Welche Beschäftigungen sind für Menschen mit fortgeschrittener Demenz geeignet?

Für fortgeschrittene Demenz sind Sinnesaktivierungen (z.B. durch Düfte oder vertraute Klänge), Vorlesen, tiergestützte Therapie und einfach strukturierte Spiele besonders geeignet. Diese Aktivitäten können positive Erinnerungen wecken und das Wohlbefinden fördern.

7. Was ist der Nutzen von sozialen und gesellschaftlichen Aktivitäten für Menschen mit Demenz?

Die Teilnahme an sozialen und gesellschaftlichen Aktivitäten, wie Vereinsleben oder kulturellen Veranstaltungen, unterstützt das Wohlbefinden, fördert soziale Bindungen und gibt den Menschen mit Demenz das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein.

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Demenz: Therapien und Behandlung https://www.korian.de/ratgeber-magazin/demenz-therapien-und-behandlung/ Tue, 22 Apr 2025 08:57:52 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=62355

Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die das Gedächtnis, die Denkfähigkeit und das Verhalten beeinträchtigt. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, können verschiedene Therapieansätze dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dabei spielen sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle.

Medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlung bei Demenz

Die Demenz-Behandlung umfasst sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Ansätze, die idealerweise kombiniert werden.
Bei der Behandlung von Demenz mit Medikamenten werden häufig Acetylcholinesterase-Hemmer wie Donepezil, Rivastigmin oder Galantamin sowie der NMDA-Antagonist Memantin eingesetzt, um den kognitiven Abbau zu verlangsamen und Verhaltenssymptome zu mildern.
Nicht-medikamentöse Therapien spielen bei Demenz eine ebenso wichtige Rolle: Dazu zählen kognitive Trainings, Ergotherapie, Musik- und Kunsttherapie sowie strukturierte Tagesabläufe und eine demenzfreundliche Umgebungsgestaltung.
Diese Maßnahmen fördern die Selbstständigkeit, stärken soziale Kompetenzen und können Verhaltensauffälligkeiten reduzieren. Die individuelle Anpassung der Behandlung an die Bedürfnisse der Betroffenen steht dabei im Mittelpunkt.

Demenz: Früherkennung und Diagnose

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Medikamente bei Demenz

Die medikamentöse Behandlung von Demenz zielt darauf ab, mit Hilfe von Arzneimitteln Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. In Deutschland werden hauptsächlich folgende Wirkstoffgruppen eingesetzt:

Acetylcholinesterase-Hemmer

Diese Medikamente erhöhen die Verfügbarkeit des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn, was die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verbessert. Beispiele sind Donepezil, Rivastigmin und Galantamin. Sie werden vor allem bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt und können Gedächtnis und Aufmerksamkeit verbessern.

NMDA-Rezeptor-Antagonisten

Der Wirkstoff Memantin gehört zu dieser Gruppe und beeinflusst das Glutamatsystem im Gehirn. Es wird bei mittelschwerer bis schwerer Demenz eingesetzt, um die geistige Leistungsfähigkeit zu stabilisieren.

Begleitmedikation

Bei Verhaltensauffälligkeiten oder psychischen Symptomen wie Depressionen, Angst, Aggression oder Schlafstörungen können in Einzelfällen Antidepressiva, Antipsychotika oder Neuroleptika verschrieben werden. Diese sollten jedoch mit Vorsicht eingesetzt werden, da sie teils erhebliche Nebenwirkungen haben.

Während Medikamente gewisse Symptome mildern können, führen sie nicht zu einer Heilung oder langfristigen Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Zudem sprechen nicht alle Menschen gleich gut auf die medikamentöse Therapie an und Nebenwirkungen können auftreten. Daher ist eine sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile in Absprache mit Ärzt:innen wichtig.

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Nicht-medikamentöse Therapien bei Demenz

Neben der medikamentösen Behandlung spielen nicht-medikamentöse Therapien eine zentrale Rolle bei der Förderung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz. Sie helfen dabei, vorhandene Fähigkeiten zu bewahren, das Wohlbefinden zu steigern, den Alltag zu strukturieren und herausforderndes Verhalten zu reduzieren. Einige dieser Therapien, wie beispielsweise die Physiotherapie, können ärztlich verordnet werden. Besonders wirksam sind nicht-medikamentöse Ansätze, wenn sie an die individuelle Biografie des Menschen mit Demenz anknüpfen. Folgende Therapieformen werden bei Korian angewendet.

Gedächtnistraining

Gezielte Übungen sollen die kognitiven Fähigkeiten stimulieren und das Erinnerungsvermögen fördern. Dabei werden beispielsweise Spiele, Rätsel oder spezielle Computerprogramme eingesetzt. Wichtig ist, dass die Übungen an den individuellen Fähigkeiten des Menschen mit Demenz ausgerichtet sind, um Überforderung zu vermeiden.

Physiotherapie

Physiotherapie zielt darauf ab, die Mobilität, Balance und körperliche Fitness zu erhalten oder zu verbessern. Regelmäßige Bewegung kann zudem positive Effekte auf die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden haben.

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Ergotherapie

Die Ergotherapie unterstützt Menschen mit Demenz dabei, alltägliche Fähigkeiten zu erhalten oder wiederzuerlangen. Dies kann das Ankleiden, die Körperpflege oder das Zubereiten von Mahlzeiten umfassen. Durch gezielte Aktivitäten wird die Selbstständigkeit gefördert und der Alltag erleichtert.

Logopädie

Im Rahmen der Logopädie wird an den Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten gearbeitet. Ziel ist es, die Verständigung zu erleichtern und Schluckstörungen zu behandeln, die im Verlauf der Demenz auftreten können.

Musiktherapie

Musik kann emotionale Reaktionen hervorrufen und Erinnerungen wecken. In der Musiktherapie werden Lieder gesungen oder Instrumente gespielt, um positive Gefühle zu fördern und Verhaltensauffälligkeiten zu reduzieren.

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Kunsttherapie

Durch kreatives Gestalten können Menschen mit Demenz Gefühle ausdrücken und Erfolgserlebnisse erfahren. Die Kunsttherapie bietet einen nonverbalen Kommunikationsweg und kann das Selbstwertgefühl stärken.

Basale Stimulation

Diese Methode richtet sich vor allem an Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Durch einfache Reize wie Berührungen, Klänge oder Bewegungen werden die Sinne angesprochen, was zu Wohlbefinden und Entspannung führen kann.

Milieugestaltung

Die Anpassung der Umgebung kann dazu beitragen, Orientierung und Sicherheit zu fördern. Dies umfasst beispielsweise eine klare Raumgestaltung, gut lesbare Beschilderungen und eine ruhige Atmosphäre, die Überforderung und Unruhe reduzieren. Je nach Krankheitsverlauf erfolgt eine Anpassung der Umgebung and die vorhandenen Fähigkeiten des Menschen mit Demenz sowie dessen Bedürfnisse.

Validation

Validation ist eine auf Wertschätzung basierende Kommunikationsmethode, die darauf abzielt, die Gefühle und Perspektiven von Menschen mit Demenz anzuerkennen und zu validieren. Durch einfühlsames Eingehen auf die emotionale Realität des Menschen mit Demenz wird Vertrauen aufgebaut und Stress reduziert.

Positive Care: Nicht-medikamentöse Therapien für Senioren

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Grenzen und Chancen der Therapiemöglichkeiten

Trotz vielfältiger medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapieansätze ist es wichtig zu verstehen, dass Demenz eine fortschreitende Erkrankung ist. Die verfügbaren Behandlungen können das Fortschreiten verlangsamen und die Lebensqualität verbessern, jedoch nicht heilen. Zudem wirken die Methoden individuell sowie je nach Demenzform unterschiedlich und erfordern eine kontinuierliche Anpassung an das jeweilige Stadium der Erkrankung.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Gibt es Medikamente gegen Demenz?

Es gibt keine Heilung für Demenz, aber bestimmte Medikamente können den Krankheitsverlauf verlangsamen und Symptome lindern.

2. Was sind medikamentöse Therapien bei Demenz?

Medikamente wie Acetylcholinesterase-Hemmer und NMDA-Rezeptor-Antagonisten werden verwendet, um Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

3. Welche Medikamente werden bei Alzheimer-Demenz eingesetzt?

Acetylcholinesterase-Hemmer wie Donepezil, Rivastigmin und Galantamin werden vor allem bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt.

4. Können Medikamente Demenz heilen?

Medikamente können das Fortschreiten der Demenz verlangsamen und Symptome lindern, aber sie führen nicht zu einer Heilung.

5. Was sind nicht-medikamentöse Therapien bei Demenz?

Nicht-medikamentöse Therapien umfassen Gedächtnistraining, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Musiktherapie und Kunsttherapie, die die Lebensqualität verbessern.

6. Welche Rolle spielt Gedächtnistraining bei der Demenztherapie?

Gedächtnistraining hilft, kognitive Fähigkeiten zu stimulieren und das Erinnerungsvermögen zu fördern, indem es auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten eingeht.

7. Wie kann Physiotherapie bei Demenz helfen?

Physiotherapie unterstützt die Mobilität und Balance, fördert die körperliche Fitness und hat positive Auswirkungen auf die Stimmung und das Wohlbefinden.

8. Was ist Basale Stimulation und wie hilft sie Menschen mit fortgeschrittener Demenz?

Basale Stimulation nutzt einfache Reize wie Berührungen und Klänge, um die Sinne anzusprechen, das Wohlbefinden zu steigern und Entspannung zu fördern.

9. Was versteht man unter der Validation-Methode bei Demenz?

Die Validation ist eine einfühlsame Kommunikationsmethode, die darauf abzielt, die Gefühle und Perspektiven von Menschen mit Demenz zu anerkennen und Stress zu reduzieren.

10. Wie wichtig ist die Milieugestaltung bei der Betreuung von Menschen mit Demenz?

Eine angepasste Umgebung, die Orientierung und Sicherheit bietet, kann das Wohlbefinden der Menschen mit Demenz erheblich steigern und Überforderung reduzieren.

11. Was ist der Positive Care Ansatz bei Korian?

Der Positive Care Ansatz setzt auf nicht-medikamentöse Therapien, um das Wohlbefinden von Senioren zu fördern und Fähigkeiten in den Bereichen Verhalten, Kognition und Mobilität zu erhalten.

 

Informationsquellen

Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Seit über 25 Jahren setzt sich die AFI mit ihrer unabhängigen Forschungsförderung dafür ein, dass Alzheimer heilbar wird. Darüber hinaus unterstützt sie Betroffene und Interessierte mit umfassenden Informationen zu Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen.

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Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien.

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Wegweiser Demenz

Das interaktive Informationsportal des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugendbietet Ihnen zahlreiche Informationen rund um das Thema Demenz und ermöglicht den Austausch zwischen Betroffenen.

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Umwandlungsanspruch bei der Pflege  https://www.korian.de/ratgeber-magazin/umwandlungsanspruch-bei-der-pflege/ Mon, 07 Apr 2025 08:04:15 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=62368

Sie brauchen mehr Unterstützung bei der häuslichen Pflege? Werden Pflegesachleistungen nicht vollständig genutzt, dann können diese nicht abgerufenen Leistungen umgewidmet und für andere Unterstützungsmöglichkeiten eingesetzt werden, etwa für die Pflegebegleitung.  

Das macht der sogenannte Umwandlungsanspruch möglich. Der Umwandlungsanspruch gilt auch für nicht in Anspruch genommene Anteile des Pflegegeldes oder der Kombinationspflege. Dabei wird eine relativ komplizierte Anteilsberechnung zugrunde gelegt. Wenn das für Ihre pflegebedürftigen Angehörigen infrage kommt, sollten Sie sich an Ihre zuständige Pflegekasse wenden. 

Was sind Pflegesachleistungen, Pflegegeld und Kombipflege?

Pflegesachleistungen sind Gelder für eine Unterstützung, die von professionellen Pflegefachkräften ausgeführt wird, etwa bei der Körperpflege oder im Haushalt. Medizinische Leistungen wie Verbandswechsel oder Injektionen zählen nicht dazu. Pflegesachleistungen werden nicht an die Pflegebedürftigen ausgezahlt, die ausführenden Fachkräfte rechnen sie direkt mit den Pflegekassen ab.  

Pflegesachleistungen

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Das Pflegegeld wird pflegebedürftigen Menschen frei zur Verfügung gestellt, sie können es nach eigener Entscheidung für ihre Pflege verwenden. Bei der Kombinationspflege beziehen Pflegebedürftige eine Mischung aus Pflegegeld und Pflegesachleistungen. 

Voraussetzungen für einen Umwandlungsanspruch

Um nicht genutzte Pflegeleistungen im Rahmen des Umwandlungsanspruch umzuwidmen, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein: 

  • Ein Pflegegrad von 2 oder mehr wurde festgestellt 
  • Der pflegebedürftige Mensch wird zu Hause gepflegt 
  • Er oder sie nimmt Pflegesachleistungen, Pflegegeld oder Kombinationsleistungen in Anspruch 
  • Die Leistungen wurden im betreffenden Monat nicht voll ausgeschöpft 

Wichtig: Die Unterstützung, die für den freigewordenen Betrag in Anspruch genommen wird, muss im jeweiligen Bundesland entsprechend anerkannt sein. 

Leistungen der Pflegeversicherung

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Vorteile des Umwandlungsanspruchs

Der Anspruch auf Umwandlung bietet pflegebedürftigen Menschen oder pflegenden Angehörigen einige Vorteile: Ihnen stehen insgesamt mehr finanzielle Möglichkeiten für Unterstützungsangebote zur Verfügung, die sie flexibel einsetzen können. Außerdem tastet die Umwandlung den Entlastungsbetrag nicht an und sie ist auch beim Pflegegeld oder der Kombinationspflege möglich.  

Und was sicher auch eine willkommene Erleichterung für pflegende Angehörige ist, die ja in der Regel stark mit bürokratischen Verfahren belastet sind: Der Umwandlungsanspruch muss nicht gesondert beantragt werden. 

Obergrenze und Antrag der Umwandlung

Die Obergrenze der möglichen Umwandlung liegt gesetzlich bei 40 Prozent der monatlichen Pflegesachleistungen. Der höchste Betrag, den man umwandeln könnte, läge bei einem Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 5 bei 40 Prozent von 2.299 Euro, das entspricht 916,60 Euro. 

Die Umwandlung ist sehr einfach, man muss keinen gesonderten Antrag stellen: Wenn Sie eine Kostenerstattung für Unterstützungsangebote beantragen, prüfen die Pflegekassen automatisch, ob Gelder aus den Pflegesachleistungen nicht abgefragt wurden. Die Daten dazu liegen der Pflegekasse vor. Den möglichen Umwandlungsbetrag verrechnet die Pflegekasse dann mit den eingereichten Belegen für die alternativ in Anspruch genommene Leistung. 

Wichtig: Die Umwandlung wird nicht mit dem Entlastungsbetrag verrechnet, der allen pflegebedürftigen Menschen ab Pflegegrad 1 zusteht. Eine andere Möglichkeit, von nicht abgerufenen Pflegesachleistungen zu profitieren, ist übrigens die sogenannte Kombinationsleistung.  

FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Umwandlungsanspruch bei der Pflege

1. Was ist der Umwandlungsanspruch in der Pflege?

Der Umwandlungsanspruch ermöglicht es, nicht ausgeschöpfte Pflegesachleistungen anteilig für andere anerkannte Unterstützungsleistungen – etwa im Bereich der Betreuung – umzuwidmen.

2. Welche Pflegeleistungen können umgewandelt werden?

Umgewandelt werden können nicht in Anspruch genommene Anteile von Pflegesachleistungen, Pflegegeld oder der Kombinationspflege, sofern die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind.

3. Wer hat Anspruch auf den Umwandlungsanspruch?

Voraussetzung ist ein Pflegegrad ab 2, häusliche Pflege sowie der Bezug von Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder einer Kombinationsleistung. Zudem dürfen die betreffenden Leistungen im jeweiligen Monat nicht vollständig ausgeschöpft worden sein.

4. Wie hoch ist die Umwandlungsgrenze?

Es können maximal 40 % der monatlichen Pflegesachleistungen umgewandelt werden. Bei Pflegegrad 5 entspricht dies derzeit bis zu 916,60 Euro pro Monat.

5. Muss ein gesonderter Antrag gestellt werden?

Nein. Die Pflegekassen prüfen automatisch im Rahmen der Kostenerstattung, ob ein Umwandlungsanspruch besteht. Die Berechnung erfolgt intern anhand vorliegender Leistungsdaten.

6. Welche Leistungen können durch die Umwandlung finanziert werden?

Anerkannte niedrigschwellige Unterstützungsangebote, z. B. durch Alltagsbegleiter, Betreuungsdienste oder Haushaltshilfen – je nach Regelung im jeweiligen Bundesland.

7. Wird der Entlastungsbetrag durch die Umwandlung berührt?

Nein. Der monatliche Entlastungsbetrag (125 Euro) bleibt unabhängig vom Umwandlungsanspruch vollständig erhalten.

8. Wie erfolgt die Abrechnung der umgewandelten Leistungen?

Pflegekassen verrechnen automatisch die anerkannten Rechnungsbeträge mit den nicht genutzten Pflegesachleistungen, sofern ein Umwandlungsanspruch besteht.

9. Ist der Umwandlungsanspruch auch bei Kombinationspflege möglich?

Ja. Auch im Rahmen der Kombinationspflege können nicht genutzte Pflegesachleistungsanteile anteilig umgewandelt werden.

10. Wo kann ich den Umwandlungsanspruch geltend machen bzw. mich beraten lassen?

Wenden Sie sich direkt an Ihre zuständige Pflegekasse. Diese kann sowohl beraten als auch automatisch prüfen, ob ein Umwandlungsanspruch besteht.

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Demenz: Hilfe für Angehörige https://www.korian.de/ratgeber-magazin/demenz-hilfe-fuer-angehoerige/ Tue, 04 Mar 2025 14:39:30 +0000 https://www.korian.de/?post_type=guide_magazine&p=61859

Wer Demenz hat, wird meist zuhause von den Angehörigen gepflegt. Das ist die Lage der Demenzpflege in Deutschland – statistisch gesehen. So angenehm und hilfreich es für Betroffene ist, in ihrer gewohnten Umgebung zu leben, so herausfordernd kann die Situation für die Familienmitglieder sein. Pflegende Angehörige sollten dabei immer auch die eigenen Kräfte im Blick behalten und Überforderung vermeiden – getreu dem Motto „Damit ich gut für dich sorgen kann, muss es auch mir gutgehen.“

Für Angehörige gibt es zahlreiche Angebote zur Unterstützung und zur Selbsthilfe. Einen generellen Überblick bietet der Wegweiser Demenz des Bundesfamilienministeriums.

Demenz: Unterstützung bei der Pflege zu Hause

Wer sich zur Pflege eines demenzkranken Angehörigen entschließt, steht nicht alleine da: Pflegende Angehörige haben vonseiten der Pflegekassen Anspruch auf eine kostenlose Beratung. Wer mit den typischen Verhaltensweisen Demenzkranker vertraut ist, dem fällt die häusliche Pflege in der Regel leichter. Die zuständigen lokalen Beratungsstellen sind in der Datenbank des Zentrums für Qualität in der Pflege zu finden. Kurse und Schulungen über den richtigen Umgang mit Demenzkranken werden außerdem über die zuständige Krankenkasse vermittelt.

Bei der häuslichen Pflege können sich Angehörige außerdem durch ambulante Pflegedienste unterstützen lassen. Diese kommen für Pflegeleistungen wie morgendliches Anziehen, Duschen oder Medikamentengabe ins Haus. Abgerechnet werden sie je nach festgestellter Pflegestufe mit der Pflegekasse.

Entlastung bei der häuslichen Demenzpflege

Eine Entscheidung für die häusliche Pflege bedeutet nicht zwangsläufig, dass Demenzpatienten 24 Stunden am Tag zu Hause betreut werden. Es gibt unterschiedliche ambulante Angebote, die den pflegenden Angehörigen Freiräume verschaffen, um durchzuschnaufen, Kräfte zu sammeln oder ganz allgemein, ihr eigenes Leben zu leben. Dazu gehören:

  • Betreuungsgruppen: Die regionalen Alzheimer Gesellschaften bieten Betreuungsgruppen als niedrigschwelliges Angebot, bei denen Demenzkranke für einige Stunden an einem oder mehreren Tage pro Woche in Gruppen betreut und beschäftigt werden.
  • Tagespflege: An einem oder mehreren Tagen pro Woche werden Demenzpatienten und -patientinnen abgeholt und in einer Pflegeeinrichtung im Rahmen von Tagespflege betreut.
  • Kurzzeit– und Verhinderungspflege: Für einen begrenzten Zeitraum werden Demenzkranke in einer stationären Einrichtung aufgenommen. Dies dient dazu, vorübergehende Phasen zu überbrücken, in denen die pflegenden Angehörigen etwa überlastet, selbst krank, beruflich verhindert oder in Urlaub sind.

Je nach Pflegestufe unterstützen die Pflegeversicherungen diese Pflegeangebote vollständig oder anteilig. Welche Pflegeleistungen sie genau übernehmen, ist hier zu finden.

Selbsthilfeangebote

Selbst wenn Unterstützungsangebote organisiert sind, bleibt die Pflege eines Demenzpatienten für die Angehörigen immer noch eine große Herausforderung. Die oftmals umfassende Pflege, die häusliche Versorgung und nicht zuletzt der Umgang mit den Folgen der Krankheit wie Verwirrung, Aggression und Nicht-Wiedererkennen Angehöriger, sind psychisch belastend.

Der Austausch mit anderen Menschen, die unter einer ähnlichen Belastung stehen, kann da sehr wohltuend sein. Man erlebt, wie Andere mit vergleichbaren Situationen umgehen und kann gegebenenfalls auch praktische Tipps austauschen. Dafür gibt es regional zahlreiche Selbsthilfegruppen für die Angehörigen von Demenzkranken. Zu finden sind sie über das Alzheimer-Telefon oder die Online-Datenbank für Selbsthilfegruppen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

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